Berlin – Der Equal Pay Day am 7. März 2025 fällt in diesem Jahr direkt vor den Internationalen Frauentag und macht erneut auf die bestehende Entgeltlücke zwischen Männern und Frauen aufmerksam. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert deshalb verstärkte Investitionen in Gleichstellung, um die Lohnlücke von aktuell 16 Prozent nachhaltig zu schließen.
Frauen verdienen im Schnitt 4,10 Euro brutto pro Stunde weniger
Nach aktuellen Zahlen verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 4,10 Euro brutto pro Stunde weniger als Männer. Um diesem Missstand entgegenzuwirken, appellierte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack an die künftige Bundesregierung:
„Es ist ein grundgesetzlich verbriefter Auftrag, die Gleichstellung von Frauen und Männern durchzusetzen. Dazu sind Investitionen in Infrastruktur unverzichtbar – insbesondere in bedarfsdeckende Kinderbetreuung und mehr Unterstützung für häusliche Pflege. Nur so können Frauen mehr Erwerbsarbeit leisten und gleichzeitig dem Fachkräftemangel entgegenwirken.“
Hannack fordert unter anderem:
- Dauerhafte finanzielle Unterstützung der Länder durch den Bund, um die Betreuungsinfrastruktur auszubauen
- 10 Tage bezahlte Freistellung für Väter und zweite Elternteile nach der Geburt eines Kindes
- Höheres Elterngeld zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf
- Umsetzung der EU-Entgelttransparenzrichtlinie in nationales Recht, um Entgeltdiskriminierung auf betrieblicher Ebene aufzudecken und zu beseitigen
Bezahlungslücke auch im öffentlichen Dienst
Maike Finnern, Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), macht darauf aufmerksam, dass auch der öffentliche Dienst von geschlechtsspezifischer Ungleichheit betroffen ist:
„In drei Bundesländern werden Grundschullehrkräfte immer noch schlechter eingruppiert als Lehrkräfte an weiterführenden Schulen – obwohl 90 Prozent der Beschäftigten an Grundschulen Frauen sind. Zudem gibt es dort deutlich weniger Karrieremöglichkeiten.“
Dank gewerkschaftlichen Drucks haben 13 von 16 Bundesländern bereits Maßnahmen ergriffen, um Grundschullehrkräfte gleichzustellen. Bayern, Rheinland-Pfalz und das Saarland hingegen müssten nun dringend nachziehen.
IG BCE: Tarifbindung als Schlüssel zur Lohnfairness
Auch in der Privatwirtschaft besteht weiterhin Handlungsbedarf. Michael Vassiliadis, Vorsitzender der IG BCE, kritisiert die fortbestehende Ungleichbehandlung scharf:
„Dass wir bei gleicher Arbeit noch immer einen Unterschied von 16 Prozent zwischen Männern und Frauen messen, ist ein Skandal, den wir nicht hinnehmen werden. Potenziale werden verschenkt und Gerechtigkeit verletzt.“
Er verweist darauf, dass Tarifverträge eine entscheidende Rolle spielen:
- In der Chemieindustrie wurde der Gender Pay Gap durch Tarifbindung auf 7 Prozent gesenkt
- In Unternehmen mit starker Mitbestimmung liegt die Differenz teilweise bereits unter 2 Prozent
„Aber das Ziel bleibt klar: 0 Prozent Lohnlücke.“
Forderung nach konsequenter Gleichstellungspolitik
Der DGB sieht die Bundesregierung in der Pflicht, strukturelle Ungleichheiten konsequent abzubauen. Tarifbindung, transparente Lohnstrukturen und familienfreundliche Arbeitsmodelle seien entscheidende Hebel, um die Entgeltlücke endlich zu schließen.