Potsdam – Während das 1,5-Grad-Ziel zunehmend außer Reichweite rückt und politische Maßnahmen nur schleppend vorankommen, bringt der renommierte Klimaforscher Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung einen drastischen Vorschlag ins Spiel: Die Menschheit solle sich auf die großflächige Entfernung von CO₂ aus der Atmosphäre konzentrieren – mit Technologien, die buchstäblich wie ein Staubsauger funktionieren.
CO₂ absaugen, speichern und versteinern
Edenhofer schlägt vor, sogenannte CO₂-Staubsauger einzusetzen, die Treibhausgase direkt aus der Luft filtern und sie anschließend tief in die Erdkruste leiten, wo sie versteinern. Alternativ könnten schnell wachsende Pflanzenarten angebaut, verbrannt und das CO₂ dabei abgeschieden werden. Auch das Ausbringen von zermahlenem Gestein zur beschleunigten chemischen Verwitterung sei ein vielversprechender Ansatz.
Moralische Verantwortung des Nordens
Edenhofer betont die besondere Verantwortung der Industriestaaten: Diese hätten den Klimawandel maßgeblich verursacht, während die ärmeren Länder am stärksten darunter leiden. Entsprechend sei es gerecht, dass gerade die Verursacherstaaten auch bei der CO₂-Entnahme vorangehen. Der Klimaforscher sieht in dieser Strategie eine Art „planetare Müllabfuhr“.
Verbindung mit EU-Emissionshandel möglich
Die vorgeschlagenen Maßnahmen könnten laut Edenhofer gut mit dem europäischen Emissionshandel kombiniert werden. Die Vision: Industrieländer könnten CO₂-Entnahme als zusätzliches Klimainstrument neben der Emissionsvermeidung einsetzen – ein Ansatz, der im Sinne des EU-Klimaziels für 2050 auch politisch immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Fazit
Der Vorschlag klingt futuristisch – ist aber angesichts der schleppenden Klimaschutzmaßnahmen bitter notwendig. Ohne massive CO₂-Entnahme, warnt Edenhofer, drohe eine Erderwärmung von rund drei Grad bis zum Ende des Jahrhunderts. Ob die Menschheit dazu bereit ist, wird sich zeigen – die Technik dafür ist jedenfalls keine Utopie mehr.