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Ingrid: 16:9  - 16

Können offene Placebos Kindern beim Abnehmen helfen?

Graz – Ein innovativer Ansatz aus der Forschung könnte helfen, das wachsende Problem von Übergewicht bei Kindern zu bekämpfen: Offene Placebos – also Präparate ohne Wirkstoff, bei denen der Nutzer weiß, dass sie keinen Wirkstoff enthalten – sollen den Appetit zügeln und die Selbstregulation fördern. Ein Forschungsteam der Universität Graz unter Leitung von Anne Schienle untersucht derzeit diesen vielversprechenden Ansatz.

Placeboeffekt auch ohne Täuschung wirksam

Seit 1990 hat sich laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Anteil der übergewichtigen Kinder und Jugendlichen nahezu verdreifacht. Damit steigen nicht nur die Risiken für körperliche Erkrankungen, sondern auch für psychische Probleme und soziale Ausgrenzung. Anne Schienle, Leiterin der Abteilung für Klinische Psychologie an der Universität Graz, sieht im Einsatz offener Placebos eine neue Möglichkeit, den Appetit gezielt zu steuern.

In Studien zeigte sich, dass ein einfaches blau gefärbtes Wasserspray als offenes Placebo die sogenannte food cue reactivity – also die Reaktion auf Essensreize – bei Kindern deutlich reduzieren konnte. Die Kinder wussten dabei, dass sie nur Wasser einnahmen, und dennoch bewirkte das Ritual eine geringere Lust auf Lebensmittel. Jugendliche hingegen reagierten skeptischer und zeigten weniger positive Effekte, was auf die Bedeutung der inneren Einstellung hinweist.

Körperliche Rituale regen Selbstheilungskräfte an

Der Placeboeffekt, traditionell als Täuschungseffekt bekannt, wird hier bewusst und offen genutzt. Die sogenannte Embodiment-Theorie liefert eine Erklärung: Körperliche Rituale wie das Einnehmen eines Medikaments aktivieren unbewusste Mechanismen, die Selbstheilungskräfte fördern. Besonders bei Themen wie Essen und Bewegung könnten offene Placebos helfen, neue Verhaltensmuster zu etablieren.

Herausforderung: Akzeptanz bei Eltern

Trotz erster vielversprechender Ergebnisse stößt die Methode auf geteilte Meinungen. Eine Umfrage unter Eltern zeigte, dass etwa ein Drittel die Anwendung offener Placebos strikt ablehnt, während ein weiteres Drittel die Methode durchaus befürwortet. Schienle und ihr Team planen daher, mit gezielter Psychoedukation Vorbehalte abzubauen und die Offenheit für diesen Ansatz zu erhöhen.

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