Essen – Pflegefachkräfte verdienen so gut wie nie zuvor: Im April 2024 lag ihr mittleres Bruttogehalt laut Statistischem Bundesamt bei 4.228 Euro – rund 62 Prozent mehr als vor zehn Jahren. Doch der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V. warnt eindringlich vor den Schattenseiten dieser Entwicklung und mahnt umfassende Reformen der Pflegeversicherung an.
Hohe Löhne, hohe Risiken
Andrea Kapp, Bundesgeschäftsführerin des bad e.V., begrüßt zwar die bessere Bezahlung als wichtiges Signal für die Attraktivität des Pflegeberufs. Gleichzeitig macht sie deutlich: „Die gestiegenen Gehälter führen zu finanziellen Mehrbelastungen, die Pflegebedürftige und Pflegeeinrichtungen zunehmend überfordern.“ Die Sachleistungsbeträge der Pflegeversicherung seien nicht im gleichen Maße angehoben worden. Pflegebedürftige müssten deshalb immer mehr Leistungen selbst bezahlen – und viele Pflegeeinrichtungen könnten die gestiegenen Personalkosten nicht voll refinanzieren.
Insolvenzen durch unzureichende Finanzierung
Die Folge: eine wachsende Zahl an Insolvenzen in der Pflegebranche. Die Politik dürfe sich deshalb nicht auf dem Erfolg der Lohnentwicklung ausruhen. „Was nützen uns zufriedene und gut entlohnte Pflegekräfte, wenn es am Ende keine Versorgungseinrichtungen mehr gibt?“, fragt Kapp mit Blick auf die neue Bundesregierung.
Forderung nach Pflege-Vollversicherung
Der bad e.V. fordert deshalb:
- die kurzfristige und regelmäßige Anhebung der Sachleistungsbeträge,
- rechtssichere Refinanzierungsmöglichkeiten für steigende Kosten,
- und den strukturellen Wandel hin zu einer Pflege-Vollversicherung.
Nur so könne langfristig eine verlässliche, qualitativ hochwertige Versorgung in Deutschland gesichert werden. Der Verband mit Sitz in Essen vertritt bundesweit über 1.500 vorwiegend private Pflegedienste und -einrichtungen und steht der Bundesregierung als erfahrener Partner zur Seite.