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The KLF

The KLF – Chaos, Kunst und die radikalste Band der Popgeschichte

Wer in den frühen 1990er-Jahren Dance-Musik hörte, kam an ihnen nicht vorbei: The KLF. Doch wer hinter der Abkürzung steckt, wie viele Namen und Identitäten das Duo hatte – und warum sie eine Million Pfund verbrannten – das wissen nur die wenigsten. Zeit für einen Blick auf eine der faszinierendsten und provokantesten Gruppen der Musikgeschichte.

Wer waren The KLF?

Die Band bestand aus den Briten Bill Drummond und Jimmy Cauty, zwei kreativen Querköpfen mit Wurzeln in Punk, Musikmanagement und elektronischer Musik. Ursprünglich traten sie unter Namen wie The Justified Ancients of Mu Mu oder The Timelords auf. Immer wieder wechselten sie Identität, Stil und Zweck – ein bewusstes Spiel mit Erwartungen, Etiketten und Medienlogik.

Die Bezeichnung KLF stand je nach Quelle für Kopyright Liberation Front oder Kings of Low Frequency. Für Drummond und Cauty war KLF nie nur eine Band, sondern ein radikales Kunstprojekt, ein Angriff auf die Musikindustrie, ein Spiel mit Popmythen, Okkultismus und medienwirksamer Selbstinszenierung.

Der Kampf gegen Copyright – und für Aufmerksamkeit

Bereits ihre erste Single 1987 („All You Need Is Love“) war ein wilder Mix aus Beatles-Samples, politischen Sprachfetzen und Techno-Elementen – komplett ohne Lizenz. Das ging nicht lange gut. Nach einem spektakulären Streit mit ABBA, deren Song „Dancing Queen“ sie ungefragt verwurstet hatten, mussten große Teile ihres Werks vernichtet werden.

Doch genau das war Teil ihrer Strategie: provozieren, irritieren, Regeln brechen. The KLF nutzten das System, um es gleichzeitig bloßzustellen – mit Musik, die mal parodierte, mal faszinierte, oft beides zugleich.

Die Hits – und der Durchbruch

Ende der 80er schwenkten sie um auf tanzbare, aber nach wie vor kryptische Songs. Mit Tracks wie „3 A.M. Eternal“, „What Time Is Love?“ und „Last Train to Trancentral“ wurden sie zu weltweiten Stars. Das Album The White Room (1991) gilt heute als Meilenstein der elektronischen Musik. Parallel veröffentlichten sie mit Chill Out eines der ersten echten Ambient-Alben – ein experimenteller Roadtrip durch ein imaginäres Amerika.

Der Wahnsinn nimmt Gestalt an

Doch The KLF waren nie berechenbar. Ihre Auftritte glichen Ritualen – mit Tiermasken, Rauch, Schafen oder Maschinengewehren (mit Platzpatronen). Bei den Brit Awards 1992 erklärten sie unter großem Medienspektakel das Ende ihrer Musikkarriere – und feuerten dabei symbolisch ins Publikum. Wenig später ließen sie auf einer Aftershow-Party ein totes Schaf mit einer Notiz („I died for you – bon appétit“) liefern.

Eine Million Pfund – verbrannt für die Kunst

Der Höhepunkt ihres Wahnsinns (oder Genies): 1994 verbrannten sie auf der schottischen Insel Jura in einer abgelegenen Steinhütte eine Million britische Pfund – in bar. Zwei Stunden lang brannte das Geld, dokumentiert in einem verstörenden Film. Die Aktion spaltete die Öffentlichkeit: Kunst? Protest? Größenwahn?

Drummond und Cauty gaben widersprüchliche Erklärungen ab. Fest steht: Sie hatten ein Zeichen gesetzt, das bis heute für Diskussionen sorgt. Danach verschwanden sie für Jahre von der Bildfläche.

Bücher, Rituale und ein „Manual“

Während ihrer aktiven Phase veröffentlichten The KLF unter dem Namen K Foundation mehrere Bücher. Das bekannteste: The Manual – How to Have a Number One the Easy Way. Darin erklären sie augenzwinkernd, wie man einen Hit produziert – mit wenig Talent, aber viel System. Viele Musiker und Produzenten sollen sich an dieses Handbuch gehalten haben. Selbst Chumbawamba, Scooter oder Edelweiß wurden in diesem Zusammenhang genannt.

Rückkehr? Nur auf Umwegen

2017 kehrten sie für eine Kunstaktion in Liverpool zurück – allerdings ohne neue Musik. Stattdessen ein Buch, eine surreale Show und ein Eiswagen. Die Musikindustrie hatte sich verändert, aber The KLF blieben ihrem Stil treu: unberechenbar, rätselhaft, radikal.

Fazit: The KLF waren mehr als ein Musikprojekt. Sie waren ein Manifest – gegen Konventionen, gegen Kommerz, für totale kreative Freiheit. Ihre Musik bleibt hörenswert, ihre Aktionen legendär, ihre Geschichte einzigartig. Zwischen Genie, Wahnsinn und der Frage: Was ist Pop – und wer entscheidet das?

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