Essen – Eine aktuelle ARD-Reportage bringt ans Licht, was Pflegeverbände wie der Bundesverband Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V. seit Jahren kritisieren: Immer längere Bearbeitungszeiten bei Anträgen auf „Hilfe zur Pflege“ stellen Pflegebedürftige und Einrichtungen vor existenzielle Herausforderungen.
Monatelange Wartezeiten: Pflege auf dem Prüfstand
Eine Umfrage des ARD-Magazins „Report Mainz“ unter 113 Sozialämtern zeigt ein alarmierendes Bild: Rund ein Drittel benötigt über sechs Monate zur Antragsbearbeitung, in Einzelfällen sogar mehr als ein Jahr. Die Gründe reichen von Personalmangel über technische Defizite bis hin zu steigenden Antragszahlen.
Der bad e.V. schlägt Alarm. Schon 2023 dokumentierte der Verband ähnliche Missstände, etwa in ostdeutschen Regionen und insbesondere bei Berliner Sozialämtern. Auch dort warteten Pflegebedürftige teils neun Monate auf eine Entscheidung – ein untragbarer Zustand, wie der Verband betont.
Forderung nach Sofortmaßnahmen
Andreas Kern, Vorsitzender des bad e.V., fordert ein sofortiges Handeln der Politik: Sozialämter müssten verpflichtet werden, bei Verzögerungen zumindest vorläufige Leistungen zu gewähren. Andernfalls gerieten Pflegeeinrichtungen zunehmend in finanzielle Schieflage – mit unmittelbaren Folgen für die Versorgungssicherheit.
„Es darf nicht sein, dass Einrichtungen Leistungen vorfinanzieren müssen, ohne zu wissen, ob sie je bezahlt werden“, so Kern.
Digitalisierung und Pflege-Vollversicherung als Lösungsansätze
Neben kurzfristigen Maßnahmen sieht der Verband auch strukturellen Reformbedarf. Sozialämter müssten digitaler und effizienter arbeiten, beispielsweise durch den Einsatz von KI-gestützten Vorprüfungen. Zusätzlich müsse der Gesetzgeber die finanziellen Leistungen für Pflegebedürftige an die tatsächlichen Kosten anpassen.
Langfristig fordert der bad e.V. die Einführung einer Pflege-Vollversicherung, die pflegebedingte Eigenanteile abschafft und für eine stabile Versorgung sorgt – unabhängig vom Einkommen der Betroffenen.
Eine Herausforderung für ganz Deutschland
Auch wenn die Problematik bundesweit auftritt, ist sie besonders für Regionen mit alternder Bevölkerung wie das Emsland, Friesland oder den Kreis Steinfurt von Bedeutung. Hier wächst der Bedarf an Pflegeleistungen kontinuierlich – umso wichtiger ist eine verlässliche und schnelle Hilfe zur Pflege.
👉 Mehr Informationen zur rechtlichen Lage und Pflegefinanzierung bietet das Bundesgesundheitsministerium.