Berlin – Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat die neue Binnenmarktstrategie der Europäischen Kommission als wichtigen Schritt zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit in Europa begrüßt. Gleichzeitig mahnt der Verband deutliche Nachbesserungen an, insbesondere zugunsten mittelständischer Unternehmen.
Bürokratieabbau und Digitalisierung im Fokus
Laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller sei es ein positives Signal, dass die Kommission die Vereinfachung bestehender Vorschriften und digitalisierte Prozesse wie die Online-Einreichung von Unterlagen in anderen EU-Staaten vorantreiben wolle. Dies könne grenzüberschreitende Geschäftsaktivitäten spürbar erleichtern. Besonders kleine und mittlere Unternehmen würden von einem geringeren Verwaltungsaufwand profitieren, so Müller.
Auch die geplanten Erleichterungen bei der grenzüberschreitenden Entsendung von Fachkräften werden vom VDA ausdrücklich begrüßt.
Kritik an zu engen Grenzen und fehlender Steuerharmonisierung
Scharfe Kritik übt der Verband hingegen an der Definition sogenannter „Small Mid-Caps“, die laut EU-Kommission Unternehmen mit bis zu 749 Mitarbeitenden umfasst. Der VDA fordert stattdessen eine Kategorie für mittelgroße Unternehmen mit einer Obergrenze von 3.500 Beschäftigten, um den industriellen Mittelstand angemessen zu entlasten.
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt: die fehlende Initiative zur EU-weiten Harmonisierung der Unternehmensbesteuerung. Die 27 nationalen Steuersysteme seien laut Müller „eine erhebliche Hürde“ für europäische Unternehmen und verhinderten einheitliche Marktbedingungen.
Automatisiertes Fahren: Einheitliche Zulassungsregeln fehlen
Ein besonders aktuelles Thema aus Sicht der deutschen Automobilindustrie bleibt laut VDA die fehlende Harmonisierung bei der Zulassung automatisierter Fahrzeuge. Unterschiedliche nationale Vorschriften behinderten Innovation und Marktzugang, betont Müller. Die EU müsse dringend einheitliche Standards schaffen.
Warnung vor Parallelstrukturen bei technischen Normen
Kritisch sieht der VDA auch die Möglichkeit, EU-Spezifikationen einzuführen, wenn bestehende Normen nicht ausreichen. Müller warnt davor, das bewährte europäische Normungssystem zu schwächen: „Dieses System darf nicht durch ein Parallelsystem ausgehöhlt werden.“