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Klimapolitik im Wandel – Warum CO₂-Entnahmetechnologien keine einfache Lösung sind

Region – Die Diskussion um die europäische Klimapolitik nimmt an Schärfe zu. Während die EU bis 2040 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 90 Prozent anstrebt, setzt sie dabei zunehmend auch auf sogenannte Carbon-Removal-Technologien – also Verfahren, mit denen CO₂ aus der Atmosphäre entnommen und gespeichert werden soll. Doch Expert:innen warnen: Die Hoffnung auf solche Technologien könnte den dringend notwendigen Klimaschutz ausbremsen.

CO₂ entfernen statt vermeiden?

Alina Brad, Politikwissenschaftlerin an der Universität Wien, untersucht im Rahmen eines FWF-Forschungsprojekts, wie die Aussicht auf CO₂-Entnahme bereits heute politische Entscheidungen beeinflusst. Ihre Sorge: Wenn Politik und Wirtschaft zu sehr auf zukünftige technische Lösungen setzen, könnten sie sofortige Maßnahmen zur Emissionsminderung vernachlässigen.

„Die Technologien existieren, doch ihr Potenzial ist begrenzt“, sagt Brad. Nur 0,1 Prozent des derzeit entfernten CO₂ stammen aus neuen technischen Verfahren. Der Großteil basiert auf herkömmlicher Aufforstung – deren Potenzial jedoch begrenzt ist.

Teure Technik, große Versprechen

Die Kosten für CO₂-Entnahme liegen laut Brad zwischen 100 und 500 Euro pro Tonne – deutlich mehr als der aktuelle Preis im Emissionshandel. Hinzu kommen soziale und ökologische Risiken, etwa durch großflächigen Biomasseanbau. Dennoch beeinflussen diese Technologien bereits die Formulierung von Klimazielen. Die EU-Kommission hat laut Brads Analyse bewusst offen gelassen, wie stark Reduktion und Entnahme gewichtet werden – eine gefährliche Grauzone, so Kritiker:innen.

Gesellschaftliche Verantwortung gefragt

Brad betont, dass Klimaschutz nicht allein durch Technik erreicht werden könne. „Es braucht Veränderungen in gesellschaftlichen Infrastrukturen – vom Verkehr bis zur Energieversorgung“, so die Forscherin. Auch müsse verhindert werden, dass Klimaschutz zu einem reinen Expertenthema werde, das ohne Beteiligung der Bürger:innen diskutiert wird.

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