Warum die richtige Strategie entscheidend ist – und welche Fehler viele vermeiden können
Die Rentenlücke für Selbstständige ist real – und wächst mit jedem Jahr. Denn während Angestellte automatisch in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlen, ist Vorsorge bei Unternehmer:innen und Solo-Selbstständigen oft eine freiwillige Entscheidung. „Und genau hier beginnt das Problem“, sagt Remie Gerstenberger, Altersvorsorge- und Versicherungsexperte mit langjähriger Erfahrung im Bereich Vorsorgestrategien für Selbstständige.
Risiko Altersarmut: „Viele wissen gar nicht, was ihnen fehlt“
„Es ist erschreckend, wie viele Selbstständige ihre Versorgungslücke gar nicht kennen“, so Gerstenberger. In Gesprächen zeigt sich häufig: Es wird kaum oder gar nicht vorgesorgt, Verträge werden aufgelöst, um kurzfristige Liquidität zu sichern. Die Konsequenzen zeigen sich oft erst Jahre später – mit gravierenden Einschnitten im Alter.
Die häufigsten Fehler
Laut Gerstenberger gehören zu den größten Versäumnissen:
- Zu spätes Beginnen oder gar kein Sparstart
- Zu niedrige Beiträge („100 Euro im Monat ist keine Altersvorsorge, sondern ein Alibi“)
- Fehlende Absicherung der Arbeitskraft (z. B. keine Berufsunfähigkeitsversicherung)
- Häufige Strategiewechsel oder Vertragsauflösungen
- Unzureichender Produktvergleich und fehlende Unabhängigkeit in der Beratung
Vorsorge braucht Struktur – und realistische Planung
Eine solide Strategie sollte aus Sicht des Experten mindestens drei Dinge beinhalten:
- Eine planbare, lebenslange Rente
- Genügend Kapital für mehrere Jahrzehnte
- Eine durchdachte Mischung aus Flexibilität, Rendite und Sicherheit
Dabei empfiehlt Gerstenberger eine Kombination verschiedener Vorsorgebausteine: „ETF-Sparpläne, Basis- oder Privatrenten und betriebliche Altersversorgungen – letzteres insbesondere bei Geschäftsführern von Kapitalgesellschaften wie GmbHs.“ Entscheidend sei, so Gerstenberger, dass man die gewählten Bausteine verstehe und langfristig verlässlich umsetze.
Absicherung ist mehr als Altersvorsorge
Zur umfassenden Strategie gehört für Selbstständige auch:
- Die Wahl der richtigen Krankenversicherung (gesetzlich oder privat)
- Frühzeitige Absicherung bei Berufsunfähigkeit oder bei Ausfall der Arbeitskraft
- Die Mitversicherung von Kindern und langfristige Beitragsplanung
„Gerade bei der privaten Krankenversicherung sollte man nicht aus Kostengründen wechseln. Billigtarife wirken verlockend, können aber langfristig teuer werden“, warnt Gerstenberger.
Früh anfangen, flexibel bleiben
Sein Rat an junge Gründerinnen und Gründer: „Sich mit dem Thema befassen, bevor man den Schritt in die Selbstständigkeit geht. Der monatliche Aufwand gehört in den Businessplan.“
Denn wer zu spät startet, zahlt doppelt – in Beiträgen und in verpasster Sicherheit.
Hinweis: Der Beitrag basiert auf einem Interview mit einem Fachmann für Vorsorgestrategien. Er stellt keine individuelle Finanzberatung dar und ersetzt keine unabhängige Beratung durch dafür qualifizierte Stellen.