Lingen. Die aktuelle Folge des Podcasts Friedensreiter wirft einen tiefgreifenden Blick auf die ethischen Dimensionen moderner Konflikte – insbesondere im Kontext des Ukraine-Kriegs und der jüngsten Waffenlieferungen. Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld und Akademiedirektor Marcel Speker diskutieren darin, ob es aus christlicher Perspektive einen „gerechten Krieg“ geben kann – und welche Verantwortung daraus für Politik, Kirche und Gesellschaft erwächst.
Gewalt als Ausnahme – Schutz als Pflicht
Reidegeld macht deutlich: „Freude über Waffenlieferungen verbietet sich aus christlicher Sicht.“ Dennoch müsse man anerkennen, dass Gewalt in Ausnahmesituationen zur Verteidigung Unschuldiger notwendig sein könne – eine ethische Gratwanderung zwischen Jesu Gebot der Gewaltlosigkeit und dem Schutz der Schwachen. Die Lehre vom „gerechten Krieg“, einst entwickelt von Kirchenvätern wie Augustinus und Thomas von Aquin, habe heute zunehmend dem Leitbild eines „gerechten Friedens“ Platz gemacht.
Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg
Im Zentrum steht die Erkenntnis, dass eine gerechte Weltordnung – mit Teilhabe, wirtschaftlicher Gerechtigkeit und funktionierenden internationalen Institutionen – Kriege langfristig überflüssig machen kann. Diese Ordnung sei aktuell geschwächt, nicht nur durch russische Aggression, sondern auch durch Versäumnisse des Westens nach dem Kalten Krieg. Doch Resignation sei keine Option.
Friedenspraxis beginnt im Alltag
Reidegeld plädiert für eine „Diapraxis“ – eine gelebte Friedenspraxis im Kleinen. Die deutsch-französische Versöhnung oder Friedensinitiativen im Nahen Osten zeigten: Wo der Wille zum Dialog bestehe, sei Frieden möglich. „Eine andere Welt ist möglich – wenn wir sie beginnen zu leben“, so der abschließende Appell.
Die Podcast-Folge ist abrufbar unter: www.linktr.ee/friedensreiter.