San Francisco – Die Karten im KI-Wettrennen werden neu gemischt: Nach monatelangen Gesprächen mit OpenAI hat sich das auf Unternehmenssoftware spezialisierte KI-Startup Windsurf überraschend für Google entschieden. Für rund 2,4 Milliarden Dollar übernimmt der Tech-Gigant keine Anteile am Unternehmen, sondern sichert sich Personal und Technologie über eine nicht-exklusive Lizenzvereinbarung. Damit endet eine potenzielle Übernahme durch OpenAI, die auf rund 3,4 Milliarden Dollar taxiert war.
Hintergrund: Warum Windsurf wichtig ist
Windsurf, vormals bekannt als Codeium, hat sich als ernstzunehmender Konkurrent zu Cursor etabliert – vor allem bei Großunternehmen, die auf Automatisierung im Umgang mit bestehendem Code setzen. Das Startup entwickelt KI-basierte Programmierhilfen, die vor allem in komplexen Softwarelandschaften Zeit und Kosten sparen sollen.
Mit dem Wechsel zu Google verstärken nun CEO Varun Mohan und Teile des Entwicklerteams das Team von Google DeepMind. Dort wird bereits an sogenannten „agentischen“ Coding-Systemen gearbeitet, die eigenständiger Programmcode generieren und anpassen können.
Microsoft-Deal war Stolperstein für OpenAI
Ausschlaggebend für das Platzen des Deals mit OpenAI war offenbar die bestehende Vereinbarung zwischen OpenAI und Microsoft: Diese räumt Microsoft umfassende Nutzungsrechte an OpenAI-Technologien ein – ein Umstand, den Windsurf mit Blick auf geistiges Eigentum kritisch sah. OpenAI versuchte zwar, Sonderregelungen auszuhandeln, doch letztlich ohne Erfolg.
Trend: Lizenz statt Übernahme
Google folgt mit dem Windsurf-Deal einem neuen Trend im Silicon Valley: Statt vollständiger Übernahmen setzen große Konzerne vermehrt auf Lizenzverträge mit Personalübernahmen. Ähnliche Modelle gab es bereits mit Character.AI (2,7 Mrd. Dollar) oder Microsofts 650-Millionen-Deal mit Inflection. So lassen sich regulatorische Hürden umgehen – und hochqualifiziertes KI-Personal schneller integrieren.
Auswirkungen auf die Branche
Für die Branche bedeutet der Schritt eine weitere Konzentration von KI-Kompetenz bei Google – insbesondere im Bereich automatisierter Softwareentwicklung. Gleichzeitig zeigt sich, wie stark Vertragskonstrukte mit Großkonzernen wie Microsoft Einfluss auf Startups und deren strategische Entscheidungen nehmen.
Das Startup Windsurf selbst bleibt unabhängig und verfügt laut internen Quellen weiterhin über rund 100 Millionen Dollar Kapital. Künftig soll der bisherige Geschäftschef Jeff Wang die Leitung übernehmen.
Einige Mitarbeiter erhalten durch den Deal hohe Auszahlungen – insbesondere jene mit bereits bestehenden Unternehmensanteilen. Neuere Teammitglieder ohne vestete Anteile gehen hingegen leer aus.