Bad Bentheim. Es ist ein kleines Insekt mit großer Bedeutung: Der seltene „Behaarte Kurzflügler“ (Emus hirtus) wurde im Hutewald bei Bad Bentheim gesichtet. Für den Tierpark Nordhorn ist das nicht nur eine faunistische Sensation, sondern auch ein Beweis dafür, dass langfristiger Naturschutz Wirkung zeigt.
Ein Tier mit besonderen Ansprüchen
Der bis zu drei Zentimeter lange Kurzflügler ist durch seinen glänzenden, dunkel gefärbten Körper und seine dichte, goldgelbe Behaarung unverwechselbar. Diese schützt ihn vor Feuchtigkeit und macht ihn zugleich zu einem echten Hingucker – sofern man ihn überhaupt zu Gesicht bekommt. Denn Emus hirtus gilt in vielen Regionen als stark gefährdet und ist äußerst wählerisch in der Wahl seines Lebensraums.
Dank Kuhfladen zum Käferglück
Besonders wohl fühlt sich der Kurzflügler in sogenannten Hutewäldern – lichtdurchfluteten Waldflächen, die traditionell mit Rindern beweidet werden. Diese liefern mit ihrem Dung die Grundlage für das Überleben der Käfer: Dort finden sie Nahrung, legen ihre Eier ab, und die Larven jagen andere Insekten.
„Ohne die Rinder gäbe es keine frischen Kuhfladen – und damit auch keinen Lebensraum für diesen besonderen Käfer“, erklärt Dr. Nils Kramer, Zoodirektor des Tierparks Nordhorn. „Wir freuen uns riesig über seine Rückkehr. Es zeigt, dass unser Einsatz für den Erhalt traditioneller Kulturwaldlandschaften wirkt.“
Zehn Jahre Einsatz für einen lebendigen Wald
Seit über einem Jahrzehnt pflegt der Tierpark Nordhorn gemeinsam mit Partnern das Hutewaldgebiet. Die extensiv gehaltenen Rinder sorgen dabei auf natürliche Weise für offene, strukturreiche Waldflächen – ein wertvoller Lebensraum für bedrohte Arten. Der Fund des behaarten Kurzflüglers wird von Experten als „Ritterschlag“ für das Projekt gewertet.
„Für uns ist das ein echtes Sommer-Highlight und ein Beispiel dafür, wie durch Geduld, Pflege und Naturverständnis verloren geglaubte Arten zurückkehren können“, so Kramer weiter.
Symbol für Biodiversität
Wo sich ein solch seltener Käfer wohlfühlt, profitieren meist auch viele andere Arten. Der Fund von Emus hirtus im Hutewald ist damit nicht nur ein Erfolg für den Artenschutz, sondern auch ein starkes Argument für den Erhalt traditioneller Naturnutzungsformen – selbst im 21. Jahrhundert.

