Hannover. Masern, Diphtherie, Keuchhusten – längst besiegt geglaubte Krankheiten rücken wieder näher. Die Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) schlägt Alarm: Immer mehr Kinder und Erwachsene sind nicht ausreichend geimpft. Besonders im Fokus steht dabei der Schutz der Jüngsten – und der droht vielerorts zu bröckeln.
Impfquote zu niedrig für Herdenimmunität
„Die aktuellen Impfquoten reichen nicht aus, um die Bevölkerung zuverlässig zu schützen“, warnt Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, stellvertretende Präsidentin der ÄKN. Besonders besorgniserregend sei die Situation bei Kleinkindern: Nur 64 Prozent der Kinder im Alter von 15 Monaten hätten die nötigen drei Impfdosen gegen Diphtherie, Keuchhusten und Tetanus erhalten, wie das Robert Koch-Institut (RKI) mitteilte. Beim Masernschutz liegt die Quote bei Zweijährigen bei nur 77 Prozent – zu wenig für eine Herdenimmunität.
Auch Polioviren wieder nachweisbar
Besonders alarmierend: Nur 21 Prozent der Einjährigen verfügen über einen vollständigen Impfschutz gegen Poliomyelitis. Dabei wurden in den letzten Monaten vermehrt Polioviren in deutschen Abwasserproben nachgewiesen – ein klares Zeichen für mögliche Infektionsgefahren. Die ÄKN ruft deshalb zu konsequenter Impfvorsorge auf.
Kinderarzt warnt vor vermeidbaren Risiken
Dr. med. Thomas Buck, Kinderarzt und Mitglied im ÄKN-Landesvorstand, sieht die Verantwortung auch bei den Erwachsenen: „Ein unvollständiger Impfschutz gefährdet nicht nur das eigene Kind, sondern auch andere.“ Nur durch eine flächendeckende Impfbereitschaft könne verhindert werden, dass es erneut zu Ausbrüchen kommt – bei Krankheiten, die mit einfachen Mitteln vermeidbar wären.

Appell an alle Generationen
Neben der Grundimmunisierung bei Kindern ruft die Ärztekammer auch Erwachsene auf, ihren Impfstatus regelmäßig zu prüfen. Dazu zählen Auffrischungsimpfungen genauso wie die jährliche Grippeschutzimpfung – besonders jetzt mit Blick auf den Herbst.
Weitere Informationen und der aktuelle Impfkalender sind beim Robert Koch-Institut abrufbar.