Werbung

Axel Link

Der Fernsehflüsterer und seine Insel: Axel Link über die Entstehung von SYLT1 und die Zukunft des Regionalfernsehens

Seit Jahrzehnten prägt Axel Link die deutsche Medienlandschaft. Vom Lokalreporter beim Südwestfunk bis zum Gründungsvorstand des ersten deutschen Frühstücksfernsehens bei RTL – Link war stets ein Pionier. Doch der größte Schritt sollte noch folgen: die Gründung eines eigenen Senders auf Sylt. Im Gespräch mit regionalupdate.de gibt der „Fernsehflüsterer“ Einblicke in seine faszinierende Karriere, die Besonderheiten von SYLT1 und die überraschende Relevanz des Regionalfernsehens in Zeiten von Streaming und Social Media.

Vom Medienpionier zum Insel-Intendanten

Axel Links Weg in die Medien begann bereits 1985. Als Lokalreporter für Hörfunk und Fernsehen beim damaligen Südwestfunk (heute SR) sammelte er erste Erfahrungen. Ein mutiger Schritt war der Wechsel zum privaten Fernsehen, als er zur kleinen Gruppe von Redakteuren gehörte, die das erste Deutsche Frühstücksfernsehen von RTL auf Sendung brachte. „Das war eine sehr spannende und aufregende Zeit“, erinnert sich Link. Viele Jahre war er zudem Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Film-, Fernseh- und Videowirtschaft in NRW (VFFV) und vier Jahre Mitglied des Rundfunkrates des WDR. Er kannte das Fernsehgeschäft in- und auswendig – vom Redakteur über den Moderator bis hin zum Aufsichtsrat eines riesigen Senders.

„Das einzige, was ich noch nicht hatte, war ein eigener Sender“, lacht Link. Der Wunsch, selbst Intendant zu sein, führte ihn zur MA-HSH, wo er einen Lizenzantrag für seinen ersten Sender stellte: SYLT1. Die Wahl der Insel war einfach: „Meine Frau ist geborene Sylterin und es gab auf der Insel (und ganz Schleswig-Holstein) eben noch kein privates Fernsehen. Da sah ich eine Chance und schwupp war ich Intendant.“

SYLT1: Wenn die Insel selbst zum Star wird

Was unterscheidet SYLT1 von anderen lokalen TV-Angeboten? Axel Link sieht den entscheidenden Vorteil in der Marke Sylt selbst. „Sylt als Tourismusdestination ist über alle Grenzen hinaus bekannt und zahlreiche Menschen aus ganz Deutschland sind glühende Fans ihrer Insel.“ Diese Fans wollten begierig wissen, was auf „ihrer Insel“ passiert. Das sei der „Transmissionsriemen für unsere Einschaltquote“. Sylt stehe für etwas, und viele Menschen liebten die grandiose Natur und das überragende gastronomische Angebot. „Unsere Zuschauer sind eben nicht nur Zuschauer, sondern eben gleichzeitig auch Fans. Wir versammeln also ein Publikum, das wohlhabend und genussorientiert ist.“ Eine ähnliche Positionierung sieht er auch für den Bodensee, wo ebenfalls eine große Schnittmenge von Menschen existiere, die sowohl an den Bodensee als auch nach Sylt reisen.

Der unterschätzte Wert des Lokalfernsehens

In Zeiten von Streaming und sozialen Medien mag der Begriff „Aufschwung“ für regionales Fernsehen ein großes Wort sein, doch Axel Link sieht mehr denn je eine klare Berechtigung. „Soziale Medien sind sehr oberflächlich und vor allem sehr eindimensional. Die Menschen bewegen sich durch den Algorithmus der Anbieter ja sehr schnell in einer eigenen Bubble. Keine Inspiration und keine unterschiedlichen Blickwinkel. Dafür aber Shitstorms und ‚Hate Speeches‘.“ Das gebe es im Fernsehen nicht. „Wir sind im Gegensatz zu sozialen Medien oder Streaming-Anbietern von den regionalen Medienanstalten reguliert und werden auch dauerhaft beobachtet.“

Eine aktuelle Studie von Screenforce Ende Juli 2025 belege eindeutig die Relevanz von TV, auch lokalem TV. „In einer repräsentativen Studie haben 91 % der Befragten angegeben, dass sie das Fernsehen vermissen würden, wenn es morgen abgeschaltet würde.“ 70 % der Befragten sähen Fernsehen, um auf dem „Laufenden“ gehalten zu werden, und in Sachen „Glaubwürdigkeit“ rangiere Fernsehen weit vor sozialen Medien. Besonders relevant für lokale Sender: „51 % sehen die Stärke des TV beim ‚Bezug zu meiner Heimat‘ – das ist dann eindeutig die Stärke von Lokal-TV.“

Regionale Reichweite mit globalen Partnern

Wie können mittelständische Unternehmen in der Region vom lokalen Fernsehen profitieren, auch mit begrenztem Budget? Axel Link verweist auf vielfältige Möglichkeiten. „So kooperieren wir zum Beispiel auch mit der Sendergruppe RTL und bieten lokal begrenzte TV-Kampagnen an.“ Ein Kunde könne seinen Werbespot dann nicht nur bei SYLT1, sondern auch bei RTL, Vox, RTL2, Tele5 etc. zeigen – allerdings nur in einem frei wählbaren PLZ-Gebiet, etwa nur auf Sylt oder sogar nur in Westerland. Solche Kombinationsangebote macht SYLT1 gemeinsam mit der Schwesterfirma TV Link GmbH. „Das kommt bei unseren Kunden extrem gut an.“ Entscheidend sei, Angebote für den Kunden schmackhaft zu machen, auch wenn ein Teil des Budgets an RTL weitergegeben werde. „Wir machen dennoch deutlich mehr Umsatz als ohne solche Kooperationen. Am Ende ist die Aufgabe, einem Kunden eine Medienstrategie für unser lokales Gebiet anzubieten, die ihn zufriedenstellt.“

Ein Beispiel für ein erfolgreiches TV-Projekt, das besondere Aufmerksamkeit erzeugt hat, sind die Abrufzahlen des YouTube-Kanals von SYLT1. „Ein Beitrag über die Megarutschen in der Sylter Welle (unser Spaßbad auf Sylt) wurde über 160.000 Mal abgerufen. Eine Reportage über eine benachbarte Region in Dänemark über 110.000 Mal.“ Diese Beiträge liefen mehrfach im Fernsehen und wurden zusätzlich noch häufig mit hoher Verweildauer bei YouTube gesehen. „Das sind schon beeindruckende Zahlen. Und wir reden hier nicht über ein Short, sondern über richtige Beiträge, mit richtigen Geschichten und Informationen.“

KI als Effizienz-Motor und crossmediale Präsenz

Digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz spielen bei der Produktion und Verbreitung von Inhalten eine immer größere Rolle. „Unsere Programmplanung wird zum Beispiel zukünftig hauptsächlich von der KI geplant“, verrät Link. Zwar müsse man noch einmal drüberschauen, aber 80 % der bisherigen Arbeitszeit könnten nun sinnvoller, etwa in die Redaktion investiert werden. Auch Recherchen würden sehr viel einfacher. „Am Ende bleibt natürlich immer die Endkontrolle beim Redakteur und wir sparen sehr viel Zeit.“ Die Entwicklung stecke noch in den Kinderschuhen, aber eines sei sicher: „KI wird unsere Arbeitsabläufe maßgeblich verändern.“

Die crossmediale Verzahnung zwischen TV, Social Media und Online-Präsenz ist für SYLT1 längst eine Selbstverständlichkeit. „Uns ist schon lange klar, dass wir auf allen Feldern unsere Informationen über Sylt anbieten müssen.“ Bei Facebook habe man über 120.000 Follower auf zwei Accounts, bei YouTube rund 20.000 Abonnenten (Sylt1.tv und Sylt.tv). Auf der Webseite sylt1.tv greifen pro Monat ungefähr 100.000 User zu (in der Hochsaison auch deutlich mehr). „Im Grunde weisen wir bei jedem Medium auf das andere Medium hin. So hat jeder Syltfan eine faire Chance, seine Syltinhalte zu konsumieren.“ Die Kommentare zeigten eindeutig, dass die Fans das feiern.

Herausforderungen und ein Wunsch an die Politik

Für kleine TV-Produzenten mit regionalem Fokus sieht Axel Link die größte Herausforderung darin, die Kosten im Griff zu behalten. Gleichzeitig müsse man alle Chancen von sinnvollen Kooperationen nutzen, um wirtschaftlich überleben zu können. „Wir müssen am Ende an den Zuschauer, beziehungsweise an den Werbekunden denken. Unsere Kooperation mit RTL hilft da deutlich weiter. Ganz alleine wird es schwierig bleiben.“ Und als Marke müsse man sichtbar sein und für etwas stehen. „Das ist bei SYLT1 vielleicht etwas einfacher, weil fast jeder eine Vorstellung von Sylt hat – und die ist oft sehr positiv.“

Was es aus seiner Sicht braucht, um den Wert regionaler Medienarbeit politisch und wirtschaftlich besser abzusichern? „Ich schaue manchmal etwas neidisch zu den Kollegen nach Bayern. Hier hilft die bayerische Landesmedienanstalt zum Beispiel bei der Verbreitung und entlastet die Kollegen bei den Verbreitungskosten.“ In Schleswig-Holstein gebe es das nicht, aber er nehme es sportlich. „Fakt ist, dass Demokratie eben vor der Haustüre anfängt. Und lokale Medien – zumal auch noch reguliert – können da sicher etwas sehr Positives beitragen.“ Er wünscht sich, dass die lokale und regionale Politik dies auch so sehen würde. „Von der Politik bin ich schon lange nicht mehr gefragt worden, wie es uns geht und was uns fehlt. Kommt ja vielleicht noch.“

SYLT1 in fünf Jahren: Weiter auf Expansionskurs

Wo sieht Axel Link SYLT1 in den kommenden fünf Jahren? „Wir sind in 5 Jahren immer noch auf Sylt und haben hoffentlich unser Sendegebiet weiter ausgeweitet.“ Heute sendet SYLT1 in Schleswig-Holstein und Hamburg (über die Kabelnetze von Vodafone und Wilhelm Tel) und auch in der Schweiz (über die Swisscom). Zudem ist der Sender per Streaming über Zattoo europaweit und über den Livestream auf der Webseite auch weltweit erreichbar. „Zurzeit erreichen wir rund 5 Mio. Haushalte per Kabel und wollen dies gerne weiter ausbauen, weil Syltfans gibt es in ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz.“ Thematisch bleibe man ganz eng an den Kernthemen: lokale News, Genuss, Lifestyle und Gesundheit. „Es bleibt eine Menge zu tun.“

Weitere Informationen über Axel Link und seine Arbeit finden Sie auf seiner Website: www.tvlink.de.

Gefällt dir’s? Dann teil’s doch!

Facebook
LinkedIn
WhatsApp
Threads
X

Weitere Artikel