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Abfallwirtschaft

Die Zukunft nachhaltiger Abfallwirtschaft: Ein Blick hinter die Kulissen mit Werner Bauer

Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde, doch Werner Bauer, ein langjähriger Experte auf dem Gebiet der Abfallwirtschaft, hat bereits seit 1996 an innovativen Lösungen gearbeitet. Was als regionales Netzwerk für deutsche Kommunen begann, ist heute eine internationale Plattform, die Wissen teilt und den Blick über Grenzen hinweg lenkt. Im Gespräch gibt der Geschäftsführer der ia GmbH Einblicke in die Evolution der Abfallwirtschaft, die Bedeutung von Waste-to-Energy und seine Vision für eine nachhaltigere Zukunft.

Vom regionalen Netzwerk zur globalen Wissensplattform

Die Gründung des kommunalen Netzwerks ForumZ im Jahr 1996 war zunächst auf deutsche Kommunen fokussiert. Doch schnell wurde klar, dass die größten Effekte dort erzielt werden können, wo noch keine oder nur rudimentäre Erfahrungen mit Abfallwirtschaft vorhanden sind. „Dort wo noch keine Erfassung von Papier oder Verpackungen etabliert sind, müsste das Wissen von 100 deutschen örEs noch mehr bewirken als in Deutschland selbst“, erklärt Werner Bauer. Mit dem Erwerb des Unternehmens WtERT Germany GmbH und der dazugehörigen Domain www.wtert.net wurde die Basis für den internationalen Austausch geschaffen.

Seine wichtigste Erkenntnis aus dieser Entwicklung? „Eine nachhaltige Abfallwirtschaft hat ein enormes Potential zur Vermeidung von Klimagasen“, das jedoch innerhalb der Branche und in der Gesellschaft völlig unterschätzt und nicht diskutiert wird.

Waste-to-Energy: Ein entscheidender Hebel für den Klimaschutz

Für Werner Bauer ist der Begriff Waste-to-Energy (WtE) vielschichtig und umfasst weit mehr als nur Müllheizkraftwerke. Auch die Sammlung und Verwertung von Altpapier und Aluminium seien WtE-Maßnahmen, da bei der Nutzung von Sekundärrohstoffen erhebliche Mengen an Energie gespart werden.

Die Eingliederung thermischer Verwertungsanlagen in die ganzheitliche Abfallkette sieht er als entscheidend für den Klimaschutz an. Sie dienen als „Schadstoffsenke“ für nicht stofflich verwertbare Abfälle, wodurch Hausmülldeponien wirklich geschlossen und Methan-Emissionen vermieden werden können. Er verweist auf eine UNEP-Studie, die die Reduzierung von Methan als den „stärksten Hebel“ zur Verlangsamung des Klimawandels in den nächsten 25 Jahren bezeichnet. Erst eine Abfallwirtschaft mit WtE-Anlagen könne ohne Deponien für Siedlungsabfälle auskommen, was wiederum die Entsorgungskosten auf ein Niveau anhebe, das umfangreicheres Recycling erst ermögliche.

Crowdsourcing für eine nachhaltige Lösung

Ein spannender Ansatz Werner Bauers ist sein Crowdsourcing-Projekt „Waste Management’s Response to Climate Change“. Er sammelt „ungerichtet (crowd) besondere Beispiele im Umgang mit Abfällen / Wertstoffen und verweisen auf die Quelle (source).“ Dabei gehe es nicht nur um die technische Lösung, sondern um die Geschichte dahinter – das „Was war das Problem, wie funktioniert diese Lösung?“. Durch die Vermittlung dieser Geschichten wird der Wissenstransfer beschleunigt, Transparenz geschaffen und ein offener Blick auf Probleme ermöglicht. Als Beispiel führt er ein Projekt aus Guatemala an, das die Verschmutzung eines Flusses durch Abfälle thematisiert und gleichzeitig eine Lösung präsentiert.

Die größten Hürden und ein Plädoyer für Ehrlichkeit

Die größten Hürden für eine nachhaltige Abfallwirtschaft sieht Werner Bauer weder in der Politik noch in der Technik, sondern in der Gesellschaft selbst. „Technisch gibt es keine Probleme“, stellt er klar. Da Politiker vom Volk gewählt werden, gebe es auch keine politischen Probleme – solange das Volk „wach ist und seine eigenen Narrative hinterfragt“. Er kritisiert die pauschal negative Haltung gegenüber der Müllverbrennung und die uneingeschränkt positive Haltung gegenüber dem Recycling. Letzteres mache nur dann Sinn, wenn die gesamte Wertschöpfungskette überprüft werde. Oft landeten Kunststoffe aus Verpackungsabfällen über Drittländer auf Müllkippen oder gar im Meer.

Eine ehrliche und offene Kommunikation sei daher entscheidend, um Verständnis und Akzeptanz zu schaffen. „M.E. geht es darum, beim Austausch von Erfahrungen jeden Wettstreit zu vermeiden, das was wir vorfinden zu achten und darüber offen und ehrlich zu kommunizieren.“ Internationale Netzwerke wie WtERT spielen hier eine wichtige Rolle, da sie unterschiedliche Wege zum Ziel aufzeigen und Deutschland so die Möglichkeit geben, von anderen Ländern zu lernen.

Von Oktoberfest bis Teneriffa: Beispiele für eine bessere Abfallwirtschaft

Werner Bauer verweist auf konkrete Praxisbeispiele, die zeigen, wie Kommunen, Unternehmen und Bürger:innen Teil der Lösung werden können. Das Verbot von Einwegbesteck und -geschirr auf dem Münchner Oktoberfest, das die Abfallmenge von 2 kg auf 0,2 kg pro Besucher reduziert hat, sei eines seiner Lieblingsbeispiele. Ein weiteres sei die Umwandlung einer ehemaligen Mülldeponie auf Teneriffa in den Botanischen Garten „El Palmetum“, was Zuversicht stiftet, dass Deponien überwunden werden können.

Ein Wunsch an die Politik und die Branche

Eine Entwicklung, die ihn momentan besonders begeistert, ist die Wiederverwendung von gebrauchten Waren. Sie habe das Potenzial, erhebliche Mengen einer zweiten oder dritten Nutzung zuzuführen und werde die Abläufe an den Wertstoffhöfen verändern, sobald die EU eine separate Quote dafür verlangt.

Sein über Jahrzehnte aufgebautes Wissen gibt Werner Bauer über das kommunale Netzwerk ForumZ und die internationale Plattform WtERT weiter. Der Erfolg beruhe darauf, dass eine „gewisse kritische Masse“ erzielt wurde, die das Netzwerk zu einem beständig wachsenden Wissenspool macht.

Zum Abschluss wünscht sich Werner Bauer für die Zukunft der Abfallwirtschaft, „dass die erweiterte Produzentenverantwortung (EPR) wirklich ihrem Namen gerecht wird.“ Dafür müsse sich allerdings die Politik noch bewegen, wofür die EU bereits eine Klage anstrengt. Es bleibt eine Menge zu tun, um die Potenziale der Abfallwirtschaft für den Klimaschutz voll auszuschöpfen.

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