Lingen. HIV und Hepatitis C sind unter Inhaftierten deutlich häufiger verbreitet als in der Allgemeinbevölkerung – und dennoch wird über Vorsorge und Prävention hinter Gittern kaum gesprochen. Um das zu ändern, lädt der Landesverband Sexuelle Gesundheit Niedersachsen am Freitag, 22. August 2025, zu einem Fachtag nach Lingen ein.
Die Veranstaltung mit dem Titel „Gesundheitsförderung in Haft“ findet auf dem Campus der Hochschule Lingen statt. Im Fokus stehen konkrete Präventionsmaßnahmen, erfolgreiche Modellprojekte und neue Ansätze im Umgang mit Gesundheit im Strafvollzug. Die dortige Aidshilfe gilt bundesweit als Vorreiterin – für ihre Arbeit mit Inhaftierten wurde sie mehrfach ausgezeichnet.
Programm mit Einblicken in Justiz, Beratung und Selbsthilfe
Zu den Vortragenden zählen unter anderem Dr. Kerstin Jung vom Justizvollzugskrankenhaus Lingen, Kristine Kurth vom Niedersächsischen Justizministerium und Expertinnen der JVA Lingen sowie des Zentrums Sexuelle Gesundheit Ems-Vechte. Themen sind unter anderem Substitution in Haft, ein Tattoo-Studio im Gefängnis, sexuelle Selbstbestimmung hinter Gittern sowie eine „leistungsrechtliche Sprechstunde“.
Ein Höhepunkt ist die Begehung des „ToYouCar“ – eines mobilen Informationsangebots für Inhaftierte. Abgeschlossen wird der Fachtag mit einem persönlichen Erfahrungsbericht eines Inhaftierten. Am Abend folgt ein Benefizkonzert in der JVA Lingen (Abteilung Damaschke), für das eine separate Anmeldung erforderlich ist.
Anmeldung bis 20. August möglich
Der Fachtag richtet sich an Fachkräfte, Medien und Interessierte. Die Teilnahme ist kostenlos, die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung per E-Mail an info@niedersachsen.aidshilfe.de ist bis Mittwoch, 20. August erforderlich.
Gesundheit ist auch im Gefängnis ein Menschenrecht – und gute Aufklärung der erste Schritt zu mehr Schutz, auch nach der Haftentlassung.