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Zuchtschau Pferd

Ein Blick hinter die Kulissen: Ein Gespräch mit FN Geschäftsführer Dr. Klaus Miesner

Lange Tradition, neue Wege

Vor fast 50 Jahren begann der Weg, den wir heute in Warendorf feiern. Früher dominierten klassische Zuchtschauen, bei denen Pferde an der Hand vorgestellt wurden. Doch in den 70er Jahren wollten die Zuchtverbände mehr. Sie suchten eine Plattform, um die sportliche Eignung junger Pferde zu überprüfen. So entstand das erste Bundeschampionat 1976 in Münster. Was damals noch an unterschiedlichen Orten nach Disziplinen getrennt stattfand, fand 1991 erstmals in München einen gemeinsamen Ausrichter. Doch erst ab 1994, als die Veranstaltung ihren festen Platz in Warendorf fand, entwickelte sie sich zu dem, was sie heute ist: das „Schaufenster von Zucht und Sport“. Auch wenn die sportliche Seite gefühlt etwas mehr Gewicht bekommen hat, so Dr. Miesner, hat sich an dem züchterischen Wert der Bundeschampionate nichts geändert. Sie bleiben die erste Standortbestimmung über die Leistungsfähigkeit der jungen Pferdejahrgänge.

Tierwohl im Fokus

Ein Thema, das Dr. Miesner besonders am Herzen liegt, ist das Tierwohl. Er betont, dass in den Reitpferde und Reitponyprüfungen in den letzten Jahren sehr viel getan wurde. Es gab eine Begrenzung der Starts pro Jahr und eine Verkürzung der Einsatz und Vorbereitungszeiten. Der Reitpferdeplatz in Warendorf wurde durch eine veränderte Infrastruktur deutlich ruhiger. Die Anforderungen für Dreijährige wurden regelmäßig überprüft und angepasst. So wurde der Fremdreitertest abgeschafft und die Aufgabe verkürzt. Neu in diesem Jahr ist, dass es auch kein „Tritte verlängern“ im Trab mehr geben wird. Es ist das klare Bekenntnis zu einem pferdegerechten Umgang, das sich in der gesamten Veranstaltung widerspiegelt.

Unvergessene Champions

Wenn Dr. Miesner über die züchterischen Highlights spricht, leuchten seine Augen. Er erinnert sich an zahlreiche ehemalige Bundeschampionatsteilnehmer, die später bei Olympischen Spielen, Welt und Europameisterschaften Spitzenpositionen belegten. Namen wie Rohdiamant, Fidermark oder Sir Donnerhall sind vielen in Erinnerung geblieben. Besonders unvergessen bleiben ihm im Springen der Hengst Stakkato, der 1998 im Warendorfer Parcours zum umjubelten Star wurde, und der Trakehner Grafenstolz, der sich 2004 mit Michael Jung im Sattel für alle drei Disziplinen qualifizieren und Bundeschampion in der Vielseitigkeit werden konnte.

Der Gänsehaut Moment

FN-Geschäftsführer Dr. Klaus Miesner.
Foto: FN/Holger Schupp

Doch am Ende sind es die persönlichen Erinnerungen, die zählen. Dr. Miesner denkt an die ersten Jahre in Warendorf, als die Kommunikation noch analog erfolgte und sich die Veranstaltung erst entwickeln musste. Er beschreibt die Bundeschampionate als ein großes Familientreffen, bei dem man viele bekannte Gesichter sieht, Fachgespräche führt und die große Begeisterung für die großartigen Pferde und Ponys spürt. Wenn ein ganz besonderes Pferd oder Pony auftaucht, pilgern alle dorthin, egal ob ins Springstadion, an den Reitpferdeplatz, ans Dressurviereck oder auf den Vielseitigkeitsplatz. „Hier zählt das Pferd, der Reiter steht eher in der zweiten Reihe“, sagt er. Er gesteht, dass er bis heute Gänsehaut bekommt, wenn die bekannte Bundeschampionatsfanfare einen Champion ankündigt. Für ihn und viele Warendorfer sind die Bundeschampionate einfach die „fünfte Jahreszeit“.

Der Besuch der Al Shira’aa Bundeschampionate ist für jeden Züchter ein Muss. Zwar kann man die Veranstaltung auch im Livestream verfolgen, was für eine weltweite Bekanntheit der deutschen Pferdezucht sorgt, aber die Atmosphäre vor Ort, die Kontakte und der persönliche Austausch mit Gleichgesinnten seien durch nichts zu ersetzen. Als kleines Dankeschön erhalten die Züchter der genannten Pferde und Ponys freien Eintritt und eine Erinnerungsplakette.

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