Haselünne. Als Dieter Barlage mit 20 Jahren in den elterlichen Betrieb einstieg, war sein geplantes Studium plötzlich hinfällig. Es war eine Empfehlung der Banken, die den jungen Mann auf eine unternehmerische Reise schickte, die fast vier Jahrzehnte andauern sollte. In dieser Zeit hat er die Barlage-Holding zu einem Technologieführer im Sonderapparatebau geformt. Doch im Gespräch mit uns wird schnell klar: Hinter den 90 Meter langen und 900 Tonnen schweren Bauteilen steht ein Mensch, der den Erfolg nicht in Zahlen misst, sondern in Werten, Teamgeist und regionaler Verantwortung.
Der erste Auftrag und eine Freundschaft fürs Leben
„Ich erinnere mich sehr genau an meinen allerersten Auftrag“, erzählt Dieter Barlage. „Mit dem Kunden ist eine sehr enge, persönliche Freundschaft entstanden.“ Dieser frühe Moment prägte ihn zutiefst und legte den Grundstein für eine Unternehmensphilosophie, die auf Respekt, Nachhaltigkeit und Fairness aufbaut. Seine größte Motivation war nie, ein Unternehmen zu gründen, sondern es zu erhalten und zu stärken. Von Anfang an war er auf die Erfahrung seiner Mitarbeitenden angewiesen, was ihn in den Jahrzehnten prägte und ihm die Wichtigkeit von Teamarbeit und gegenseitigem Vertrauen lehrte. „Der Mensch, nicht die Maschine, bestimmt den Unternehmenserfolg. Das wertschätzen wir.“
Dekarbonisierung als größte Herausforderung
Die Barlage-Gruppe ist bekannt für ihre Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu finden, wo andere aufgeben. Doch was macht diese Arbeit so besonders herausfordernd? Dieter Barlage spricht von einer engen Verzahnung von technischer Intelligenz, handwerklichem Geschick und Mut für Einzigartiges. Die spannendsten technologischen Entwicklungen seiner Branche sieht er aktuell ganz klar in der Dekarbonisierung. Hier, in der Transformation der Energieversorgung, sieht er die größten Potenziale für innovative Lösungen, die Barlage mit Zuverlässigkeit und der Motivation für technische und hochwertige Lösungen angeht.
Emsland als Heimat und Erfolgsfaktor
Dieter Barlage hat sich immer stark für seine Heimat, das Emsland, engagiert. Er kämpft für den Ausbau der E233 und betont, dass ohne den Eurohafen die Barlage Holding in ihrer heutigen Form nicht existieren würde. Es geht ihm nicht allein um die Infrastruktur, sondern um die Planungssicherheit und den Zeitraum der Umsetzung – ein Thema, das ihn sichtlich bedrückt. Das wirtschaftliche Klima empfindet er aktuell als von großer Verunsicherung geprägt, wie er es in seinen vier Jahrzehnten im Emsland noch nicht erlebt hat. Umso wichtiger ist ihm die regionale Vernetzung, die er als eine der Säulen des regionalen Erfolges sieht. Dieses einzigartige Netzwerk zwischen Wirtschaft, Kommunen, Politik und Vereinen sei der große Unterschied zu anderen Regionen.
Talente gewinnen, Generationen fördern
In einer Zeit des Fachkräftemangels hat Dieter Barlage seinen eigenen Weg gefunden, qualifizierte Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. „Indem wir uns mit ihnen beschäftigen“, sagt er schlicht. Das Unternehmen engagiert sich in Vereinen, kooperiert mit Schulen und hat die mentale Gesundheit junger Talente im Blick. Er ist überzeugt, dass die eigene Ausbildungswerkstatt, die er den „Kraftraum im Sport“ nennt, für die individuelle Förderung unerlässlich ist. Seinen persönlichen Rat an junge Menschen, die eine Karriere im Maschinenbau starten wollen: „Die duale Ausbildung oder das duale Studium. Die praktische Erfahrung ist unersetzlich.“
Auch in Sachen Nachhaltigkeit denkt Barlage in Generationen. Die Zusammenarbeit mit einer Biogasanlage vor 20 Jahren, die eigene PV-Anlage und die interne Kommunikation waren hier die größten Hebel. Für ihn gehen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit Hand in Hand. Denn ein mittelständischer Unternehmer wie er strebe immer den nachhaltigen Erfolg an.
Ein Rückblick auf ein erfülltes Unternehmerleben
Auf die Frage nach den Momenten, die sich gelohnt haben, muss er nicht lange überlegen. Die erste Bilanz, die aus negativem Kapital ein Eigenkapital machte, war ein solcher Augenblick. Besonders stolz ist er auf den Umzug ins Emsland, den Wandel zum Sonderapparatebauer und die frühzeitige Nachfolgeregelung. Und wenn er dem 25-jährigen Dieter Barlage heute begegnen könnte, würde er ihm sagen: „Setze dir Ziele, verfolge und realisiere deine Ziele, aber gönne dir ausreichend Zeit, damit du es auch genießen kannst.“ Ein Rat, der nicht nur für Unternehmer gilt, sondern für jeden von uns, der sich auf den Weg macht.