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Weiler_35488_© Matthias Ziegler

„Ich bin lieber leise“ – Jan Weiler über Humor, Beobachtung und das Schreiben zwischen den Zeilen

Jan Weiler begegnet man selten ohne eine Pointe. Der Schriftsteller, der mit seiner „Pubertier“-Reihe Generationen von Eltern und Kindern gleichermaßen unterhalten hat, bleibt auch in seinem neuen Buch nah dran an den komischen, melancholischen und manchmal chaotischen Momenten des Alltags. In „Das Beste! Mein Leben zwischen Pubertieren“ versammelt er seine Lieblingsgeschichten – ergänzt um sieben neue Texte. Doch wer denkt, Weiler wäre nur ein Meister der leichten Feder, der täuscht sich. Im Gespräch mit regionalupdate.de zeigt sich ein Autor mit Haltung, feinem Gespür für Zwischentöne – und dem Mut zur Stille.

„Natürlich gibt es Momente, in denen mir das Komische fehlt“, sagt Weiler gleich zu Beginn, „wenn ich die kaltherzigen Gestalten von der AfD im Fernsehen reden höre, verliere ich zum Beispiel jeden Sinn fürs Komische. Auch wenn ich grundsätzlich finde, dass man denen nur mit Spott begegnen sollte. Ich brauche aber immer erst ein paar Minuten, bis mir was einfällt.“ Seine Antwort ist ernst, aber nicht schwer. Es ist diese Mischung aus Reflexion und Ironie, die Weilers Texte so besonders macht.

Auch sein neues Buch lebt von genau dieser Balance. „Wie bei jedem Best-Of geht es darum, dem Publikum ihre Lieblingsgeschichten zu erzählen. Das aber nur im ersten Teil des Programms“, erklärt er. „Nach der Pause gibt es neue Texte, damit die Abende nicht zu nostalgisch werden.“ Es sei eben kein reiner Rückblick, sondern ein Format, das mit den Leserinnen und Lesern gemeinsam weitergeht.

Auf die Frage, woran er beim Schreiben merkt, dass der Ton stimmt, antwortet Weiler erstaunlich bescheiden: „Es ist eher andersrum: Manchmal merke ich, dass der Ton eben nicht stimmt und es noch nicht mein Text ist. Das kommt aber selten vor. Die Kolumne steuert auf Folge 1000 zu, da ist der Sound sehr eingeübt.“ Und tatsächlich: Wer seine Texte liest oder ihn auf der Bühne erlebt, spürt diesen „Sound“ – eine Art literarisches Gehör, das in jeder Pointe mitschwingt.

Dass in seinen Geschichten auch Melancholie mitschwingt, ist kein Zufall. Weiler sieht keinen Widerspruch zwischen Lachen und Nachdenken. „Sehr lauter Humor gerät bei mir immer unter den Verdacht, gar nicht komisch zu sein, sondern eben bloß laut“, sagt er. „Aber stimmt schon: Wer richtig aufdreht, bekommt schneller Aufmerksamkeit. Wenn allerdings alle laut sind, hört man gar keinen mehr. Ich bin jedenfalls lieber leise.“

Inspiration findet der Autor mal im Gespräch, mal in der Beobachtung. „Das kommt darauf an, wo ich bin“, meint er. „Gespräche mit Freunden und meinen Kindern geben immer etwas her. Aber wenn ich auf Reisen bin, hat sich das Beobachten sehr bewährt.“ Auch hier ist spürbar, dass er kein Autor der lauten Bühne ist – sondern einer, der genau hinschaut, bevor er schreibt.

Dennoch: Wenn es um Lesungen geht, darf es ruhig groß werden. „Ausverkauftes Schauspielhaus ist schon aufregender“, gibt Weiler offen zu. „Man muss dann viel mehr arbeiten, um auch die letzte Reihe zu erreichen. Wenn es klappt, ist das unfassbar befriedigend.“ Der Applaus des Publikums ist für ihn keine Eitelkeit – sondern Bestätigung, dass ein Text nicht nur gelesen, sondern auch verstanden wurde.

Ganz zum Schluss wird es dann nochmal sehr persönlich. Was würde Jan Weiler seinem 25-jährigen Ich heute sagen? Seine Antwort kommt ohne Umschweife: „Bleib dran, mach weiter, lass Dich nicht beirren. Es lohnt sich.“

Und man glaubt ihm jedes Wort.

Buchtitel: Das Beste! Mein Leben zwischen Pubertieren, Heyne Verlag, ET: 10. September 2025

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