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Deportationen im doppelt besetzen Polen

86 Jahre Kriegsbeginn: Forschung beleuchtet doppelte Besatzung Polens

FWF-Projekt vergleicht Gewaltpraktiken deutscher und sowjetischer Besatzer zwischen 1939 und 1941

Klagenfurt. Am 1. September 1939 begann mit dem Überfall Deutschlands auf Polen der Zweite Weltkrieg – ein Datum, das sich 2025 zum 86. Mal jährt. Nur gut zwei Wochen später marschierte auch die Sowjetunion in Polen ein. Für rund 21 Monate war das Land damit von zwei totalitären Regimen zugleich besetzt. Ein Forschungsteam der Universität Klagenfurt hat nun aufgearbeitet, wie beide Seiten Deportationen durchführten und welche langfristigen Folgen dies für die polnische Bevölkerung hatte.

Im Zentrum des vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekts standen die Zwangsumsiedlungen, denen rund 730.000 Menschen zum Opfer fielen. „Beide Besatzer gingen brutal vor, unterschieden sich aber deutlich in Motivation und Organisation“, erklärt Historikerin Alexandra Pulvermacher.

Deutsche Besatzung als Vorbereitung auf den Holocaust?

Während das NS-Regime in den ersten Monaten nach der Besetzung vor allem auf Germanisierung setzte, diente das sowjetische Vorgehen laut Studie der „Säuberung“ unerwünschter Gruppen. Die deutschen Deportationen – darunter viele jüdische Familien – seien nicht primär auf Vernichtung ausgelegt gewesen, hätten aber den Weg zur späteren Holocaust-Politik geebnet.

Sowjetisches System effizienter, aber nicht weniger repressiv

Die Studie hebt hervor, dass die sowjetischen Behörden – vor allem das NKVD – systematischer vorgingen und auf jahrzehntelange Erfahrung in Massendeportationen zurückgreifen konnten. Die Forscherinnen sehen darin einen Unterschied zur oft chaotischen NS-Verwaltung der Anfangszeit, was jedoch nicht bedeute, dass humanitäre Aspekte eine größere Rolle spielten.

Wissenschaftlich wertvoller Vergleich

Dank der klaren geografischen Teilung Polens durch den Hitler-Stalin-Pakt bot sich für das Forschungsteam ein einzigartiger Rahmen, um die Gewaltstrategien beider Diktaturen direkt gegenüberzustellen. Die Ergebnisse sollen nun in mehreren Fachpublikationen erscheinen.

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