BERLIN. Beim Treffen der EU-Staaten zur Zukunft der Nutzfahrzeugbranche in Brüssel hat der Verband der Automobilindustrie (VDA) klare Erwartungen formuliert. VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont die Dringlichkeit belastbarer Rahmenbedingungen, damit der Hochlauf emissionsfreier Lkw und Busse in Europa wirtschaftlich tragfähig wird.
„Die Nutzfahrzeugbranche liefert“, so Müller. Bereits heute bieten deutsche Hersteller serienreife E-Lkw mit 500 Kilometern Reichweite sowie Wasserstoffmodelle mit bis zu 800 Kilometern an. Allein zwischen 2025 und 2029 investiere die deutsche Fahrzeugindustrie rund 320 Milliarden Euro in Forschung, Entwicklung und Sachinvestitionen. Doch ohne passende Infrastruktur und faire Marktbedingungen bleibe das Potenzial ungenutzt.
Fehlende Ladepunkte bremsen Fortschritt
Kritik übt der VDA vor allem am schleppenden Ausbau von Lade- und Wasserstofftankstellen für Nutzfahrzeuge. Besonders im grenzüberschreitenden Verkehr fehlen öffentliche Ladepunkte und leistungsfähige Megawatt-Ladesysteme. Der Verband fordert daher eine Überarbeitung der europäischen AFIR-Vorgaben und mehr Tempo bei staatlich geförderten Infrastrukturprogrammen.
Auch die Netzanbindung sei oft zu träge, so Müller: „Netzkapazitäten müssen dem Bedarf voraus sein.“ Verteilnetzbetreiber müssten Investitionen auf Basis prognostizierter Ladebedarfe tätigen dürfen – unterstützt durch klare gesetzliche Rahmenbedingungen.
Energiekosten und Steuerpolitik im Fokus
Neben dem Infrastrukturproblem sieht der VDA auch Handlungsbedarf bei der Preisgestaltung für Strom und Wasserstoff. Die Energiesteuer müsse reformiert und CO₂-neutrale Kraftstoffe angemessen berücksichtigt werden. Zudem sei ein gerechtes Straf- und Anreizsystem in der CO₂-Regulierung unerlässlich. Der ursprünglich für 2026 geplante Review der Lkw-Grenzwerte sollte laut VDA noch 2025 erfolgen.
Relevanz für die Region
Auch in Logistikregionen wie dem Emsland und der Grafschaft Bentheim ist der Umstieg auf klimafreundliche Nutzfahrzeuge ein wachsendes Thema – für Speditionen, Zulieferer und kommunale Fuhrparks gleichermaßen. Ein flächendeckender Lade- und Tankinfrastruktur-Ausbau wäre auch hier ein entscheidender Faktor für Investitionsentscheidungen.
Quelle: Verband der Automobilindustrie, Foto: Hildegard Müller (VDA-Präsidentin)