HAMBURG. Ein Korruptionsskandal rund um den chinesischen Technologiekonzern Huawei erschüttert derzeit das EU-Parlament. Nach Recherchen von SWR und BR gibt es Hinweise auf verdeckte Geldflüsse und gezielte Einflussnahme durch Huawei – insbesondere mit Blick auf Entscheidungen zur europäischen 5G-Infrastruktur.
Im März 2025 durchsuchten belgische Ermittler Wohn- und Büroräume von Parlamentsmitarbeitenden in Brüssel. Dabei stießen sie auf Zahlungen in Höhe von rund 46.000 Euro, die mutmaßlich über Firmenkonstrukte und einen Mittelsmann von Huawei an Parlamentarier und ihre Mitarbeitenden geflossen sein sollen. Unter den Verdächtigen befindet sich auch der italienische EU-Abgeordnete Fulvio Martusciello. Die belgische Staatsanwaltschaft hat mittlerweile die Aufhebung der Immunität mehrerer Abgeordneter beantragt.
Im Mittelpunkt der Enthüllungen steht der Podcast „China Games – Das Imperium Huawei“, produziert vom Bayerischen Rundfunk für das ARD-Format 11KM Stories. Darin berichten Politiker, IT-Experten und ein beschuldigter Parlamentsmitarbeiter über systematische Bemühungen Huaweis, ein politisch günstiges Klima für eigene Interessen zu schaffen. „Huawei hat versucht, eine Atmosphäre zu etablieren, in der Kontaktaufnahme, Einladungen, Geschenke und Reisen zur Normalität wurden – alles scheinbar ohne direkte Gegenleistung“, erklärt ein Insider im Podcast. Huawei selbst bestreitet die Vorwürfe und verweist auf eine Null-Toleranz-Politik gegenüber Korruption. Zwei Mitarbeitende wurden entlassen, eine weitere Person suspendiert.
Nach Bekanntwerden der Vorwürfe hat das Europäische Parlament reagiert: Huawei-Lobbyisten wurde der Zugang zu den Brüsseler Gebäuden untersagt, zudem wurde das Unternehmen aus dem EU-Transparenzregister gestrichen.
Der Podcast liefert umfassende Einblicke in die komplexen Strukturen internationaler Einflussnahme und zeigt, wie tief politische und wirtschaftliche Interessen miteinander verflochten sein können – auch mit Blick auf sicherheitsrelevante Infrastrukturentscheidungen in Deutschland und Europa. Die investigative Produktion verbindet exklusive Recherchen mit der China-Expertise von Host Astrid Freyeisen, die lange Zeit als Korrespondentin in Peking tätig war.
Quelle: NDR Norddeutscher Rundfunk