EMS- UND GRAFSCHAFT. Die Zahl der tödlichen Unfälle an Bahnübergängen ist bundesweit stark gestiegen – auch in Niedersachsen, zu dem das Emsland und die Grafschaft Bentheim gehören. Laut einer aktuellen Auswertung der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) durch den NDR kamen bis Ende August 2025 bereits 36 Menschen bei Unfällen an Bahnübergängen ums Leben. 188 weitere Personen wurden verletzt. Damit liegt die Zahl der Opfer schon jetzt über dem Niveau der beiden Vorjahre.
Bahnübergänge gelten seit jeher als unfallträchtigste Punkte im Schienenverkehr. Die Deutsche Bahn zählte 2023 bundesweit noch 15.820 Übergänge. Zwar wurden viele seit den 1950er-Jahren durch Brücken oder Tunnel ersetzt, doch inzwischen verläuft der Rückbau schleppend. „Natürlich hat man in der Vergangenheit am ehesten die Bahnübergänge angefasst, die relativ einfach zu ersetzen waren“, erklärte DB-Sprecher Achim Stauß. Heute seien es meist technisch oder finanziell schwierigere Fälle.
Der Verkehrsingenieur Eric Schöne von der TU Dresden sieht an den bestehenden Bahnübergängen „keine Verbesserungen der Sicherheit“. Er fordert mehr Investitionen in Nachwarnsysteme, technische Sicherungen sowie schnellere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Besonders problematische Übergänge müssten gezielt beseitigt werden. Hauptursache für Unfälle seien laut BEU weiterhin Verkehrsverstöße durch Autofahrer und Fußgänger – sie verursachen mehr als 95 Prozent der Vorfälle. Doch auch menschliches Versagen bei Bahnübergangsposten, etwa an Baustellen, spiele eine Rolle.
Die Deutsche Bahn verweist auf die Zusammenarbeit mit Bund, Ländern und Kommunen. Ziel sei es, die Zahl der Bahnübergänge weiter zu reduzieren. Aktuell stagniere diese Entwicklung jedoch. Nach Angaben der DB ist die Zahl der Übergänge seit 2010 zwar um rund ein Fünftel gesunken, zuletzt wurden aber kaum noch Anlagen abgebaut.
Für die Region Emsland und Grafschaft Bentheim bedeuten die Zahlen eine Mahnung zur Vorsicht. Viele Bahnübergänge im ländlichen Raum sind unbeschrankt oder nur teilgesichert. Die Diskussion um deren Modernisierung dürfte angesichts der neuen Höchstwerte an Fahrt aufnehmen.
Quelle: NDR, Auswertung der BEU-Daten.