Hannover. Die Ärztekammer Niedersachsen lehnt die aktuellen Pläne des Bundesgesundheitsministeriums zur Apothekenreform deutlich ab. Geplant ist, dass Apothekerinnen und Apotheker künftig verschreibungspflichtige Medikamente auch ohne ärztliche Verordnung ausgeben dürfen, was aus Sicht der Ärztekammer eine Gefährdung der Patientensicherheit darstellt.
Die Reform sieht vor, dass in Zukunft nicht nur Folgerezepte bei chronischen Erkrankungen, sondern auch Erstverschreibungen bei scheinbar unkomplizierten Erkrankungen von Apotheken übernommen werden können. Dr. med. Marion Charlotte Renneberg, stellvertretende Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen und Fachärztin für Allgemeinmedizin, betont, dass für eine Medikamentenverordnung eine fundierte ärztliche Untersuchung nötig sei. Sie weist darauf hin, dass die persönliche Kenntnis der Patientin oder des Patienten sowie ein geschützter Gesprächsraum unverzichtbar sind. „Die Abgabe von verschreibungspflichtigen Medikamenten ohne ärztliche Untersuchung birgt erhebliche Risiken und ist nicht zu empfehlen“, so Renneberg.
Kritisch sieht die Ärztekammer auch die geplante Ausweitung der Impfungen in Apotheken. Zusätzlich zu den bisher zugelassenen Impfungen gegen Grippe und COVID-19 sollen weitere Impfungen durch Apotheker angeboten werden dürfen. Nach Einschätzung von Renneberg können Apotheker diese Impfungen nicht so begleiten wie Ärztinnen und Ärzte. Durch mögliche Impfreaktionen könnte es notwendig werden, unverzüglich ärztlichen Beistand hinzuzuziehen, was den Ablauf kompliziert und gefährlich machen könnte.
Die Ärztekammer Niedersachsen vertritt rund 47.000 Ärztinnen und Ärzte im Bundesland und erfüllt neben standesrechtlichen Aufgaben auch staatliche Gesundheitsaufgaben. Sie setzt sich zudem für eine qualitativ hochwertige ärztliche Fort- und Weiterbildung ein.
Die geplante Apothekenreform und die Bedenken der Ärztekammer Niedersachsen verdeutlichen die Herausforderungen bei der Sicherstellung einer bestmöglichen medizinischen Versorgung für die Bevölkerung, insbesondere im ländlichen Raum. Patientinnen und Patienten sollten weiterhin auf die ärztliche Kompetenz bei der Verordnung von Medikamenten und Impfungen vertrauen können.
Quelle: Ärztekammer Niedersachsen