Frankfurt. Ab 2027 müssen Unternehmen in Deutschland Rechnungen in digitalen, strukturierten Formaten wie ZUGFeRD oder XRechnung versenden. Die Management-Expertin Jane Enny van Lambalgen warnt vor erheblichen Risiken durch diese E-Rechnungspflicht und spricht von einer drohenden „Flut digitaler Todes-Rechnungen“.
Mit dem Wechsel vom bisher weit verbreiteten PDF-Format zu vollautomatisch verarbeitbaren Rechnungsformaten soll die Effizienz gesteigert werden. Doch laut van Lambalgen öffnet dies Cyberkriminellen Tür und Tor. „Cyberangriffe über manipulierte Rechnungen könnten massiv zunehmen. Damit werden Unternehmen und Behörden zur Zielscheibe“, erklärt die CEO der Beratungsfirma Planet Industrial Excellence.
Besonders kritisch sei der Umstand, dass Enterprise-Resource-Planning-Systeme (ERP), die im Mittelstand als zentrales Rückgrat der Digitalisierung gelten, besonders anfällig für Angriffe werden könnten. Laut einer Umfrage nutzen über 90 Prozent der mittelständischen Industriebetriebe ERP als Schlüsseltechnologie. „Wer hier über infizierte Rechnungen Zugang erhält, gelangt direkt ins Herzstück der Unternehmensprozesse“, warnt die Expertin.
Van Lambalgen fordert deshalb eine engere Zusammenarbeit zwischen ERP-Herstellern und Cybersecurity-Anbietern. Eine aktuelle Studie von PwC zeigt jedoch, dass bislang nur 29 Prozent der Mittelständler über eine integrierte Sicherheitsstrategie für ERP-Systeme verfügen. „ERP und Cybersecurity sprechen noch zu oft unterschiedliche Sprachen“, so die Expertin.
Als Gegenmaßnahmen empfiehlt sie vor allem vier Schritte: regelmäßige Mitarbeiterschulungen, den Einsatz KI-basierter Anomalie-Erkennung, eine Zero-Trust-Architektur für jede eingehende Rechnung und die enge Abstimmung von ERP- und Sicherheitssystemen. „Unternehmen müssen jetzt handeln, sonst wird die E-Rechnung zur Achillesferse der Digitalisierung“, mahnt van Lambalgen.
Die Brisanz der Warnung zeigt ein Blick in aktuelle Studien: 43 Prozent der Cyberangriffe erfolgen laut Kaspersky über infizierte E-Mail-Anhänge. Mit der Pflicht zur E-Rechnung könnte diese Zahl in den kommenden Jahren deutlich steigen. Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) berichtete zudem für 2024 einen Anstieg der Angriffe um 28 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Quelle: euromarcom public relations GmbH / Planet Industrial Excellence. Foto: Claudia Baumgartner-Brandenberger