Köln. Während KI-gestützte Technologien zunehmend klassische Fachrollen ersetzen, gewinnt ein oft unterschätzter Faktor neue Bedeutung: Erfahrungswissen. Der Zukunftsforscher und KI-Experte Ian Beacraft wies bereits 2024 darauf hin, dass besonders junge Arbeitnehmer durch Automatisierung gefährdet seien – nicht wegen mangelnder Fähigkeiten, sondern aufgrund fehlender Berufserfahrung. Unternehmen sind daher gut beraten, gezielt auf das Wissen älterer Generationen zu setzen.
Beacraft, der auf der renommierten SXSW-Konferenz mit seinem Vortrag „Billion Dollar Teams: The Future of an AI Powered Workforce“ Aufsehen erregte, betonte: Erfolgreiche Berufsbilder der Zukunft verlangen weniger technische Spezialisierung als vielmehr die Fähigkeit, KI-Tools gezielt zu kombinieren und in komplexen Zusammenhängen einzusetzen. Gefragt sind kreative Generalisten mit Entscheidungskompetenz – ein Profil, das sich häufig aus langjähriger Berufserfahrung heraus entwickelt.
„Die Lebens- und Berufserfahrung älterer Mitarbeitender ist ein unterschätzter Wettbewerbsvorteil“, sagt Frank Leyhausen, Geschäftsführer der AF1 GmbH und Experte für die Themen Retention und Returnship. „Besonders sogenannte ‚tacit skills‘, also implizite Kenntnisse, die auf praktischer Erfahrung beruhen, lassen sich nicht kurzfristig erlernen oder durch KI ersetzen.“
Leyhausen spricht sich deshalb für innovative Modelle wie Returnships für Rentnerinnen und Rentner aus – Programme, die Ruheständler gezielt (zeitweise) ins Unternehmen zurückholen. Angesichts von jährlich rund einer Million Menschen, die aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand wechseln, biete sich hier eine enorme Chance für Arbeitgeber, verloren geglaubtes Wissen zu reaktivieren.
Weitere Einblicke in diese Thematik bietet der Podcast „Mission Ruhestand“ von Ageforce1 sowie das Buch Graues Gold statt altes Eisen, das sich mit erfolgreichen Übergängen in den Ruhestand beschäftigt.
Quelle: AF1 GmbH / Frank Leyhausen. Foto: stock.adobe