Berlin. Angesichts der jüngsten Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute fordert die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) spürbare Entlastungen für Unternehmen. DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov warnt vor einem drohenden Vertrauensverlust in den Standort Deutschland – auch mit Blick auf die Unternehmen im Emsland und der Grafschaft Bentheim.
„Die Lage bleibt ernst“, so Melnikov. „Ein kräftiger Aufschwung ist nicht in Sicht.“ Die Gemeinschaftsdiagnose prognostiziert für 2026 lediglich ein schwaches Wirtschaftswachstum. Besonders kritisch sieht die DIHK die bisherigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen der Bundesregierung. Laut Melnikov seien die bisherigen Reformschritte „halbherzig“ und reichten bei Weitem nicht aus, um die Investitionsbereitschaft der Betriebe zu stärken.
Unternehmen fordern Klarheit und Kurswechsel
Zentrale Kritikpunkte sind unter anderem der späte Einstieg in eine Unternehmenssteuerreform (erst ab 2028), die nur punktuelle Strompreisentlastung sowie geringfügige Anpassungen am Lieferkettengesetz. Stattdessen brauche es laut DIHK ein umfassendes Entlastungspaket, das diesen Namen verdiene.
Die Unternehmen erwarten „einen klaren und langfristigen wirtschaftspolitischen Kurs“, so Melnikov. Besonders die Diskussion um mögliche Steuererhöhungen, etwa bei der Erbschaftsteuer, sei „Gift für das Vertrauen“ und verstärke die Unsicherheit in der Wirtschaft.
Vertrauen als Schlüssel für Investitionen
Rund 85 Prozent der jährlichen Investitionen in Deutschland stammen laut DIHK aus dem privaten Sektor. Für die Industrie- und Handelskammer ist deshalb klar: Ohne stabiles Vertrauen in die politischen Rahmenbedingungen werden Unternehmen ihre Aktivitäten in andere Länder verlagern. Eine Abwanderungswelle könne drohen, wenn die Standortbedingungen nicht verbessert würden. Bereits jetzt seien die Insolvenzen auf dem höchsten Stand seit zehn Jahren.
Relevanz für den Nordwesten
Auch Unternehmen im Emsland und der Grafschaft Bentheim beobachten die wirtschaftspolitische Entwicklung in Berlin genau. Viele mittelständische Betriebe sind auf planbare Rahmenbedingungen, stabile Energiepreise und eine verlässliche Steuerpolitik angewiesen, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu sichern. Die vollständige DIHK-Stellungnahme findet sich auf www.dihk.de. Weitere Beiträge zur wirtschaftlichen Entwicklung und regionalen Folgen finden Sie in unserer Rubrik Wirtschaft.
Quelle: Deutsche Industrie- und Handelskammer