Berlin. Der automobilgeprägte Mittelstand in Deutschland schlägt Alarm: Laut einer aktuellen Umfrage des Verbands der Automobilindustrie (VDA) verschieben, verlagern oder streichen 80 Prozent der befragten Unternehmen geplante Investitionen am Standort Deutschland. Hauptgründe sind schwache Absatzaussichten, überbordende Bürokratie und politische Unsicherheit – sowohl innerhalb der EU als auch international.
In der VDA-Befragung unter mittelständischen Automobilzulieferern und Herstellern aus dem Nutzfahrzeugbereich (Anhänger, Aufbauten, Busse) bewertete fast jedes zweite Unternehmen seine aktuelle Lage als schlecht oder sehr schlecht – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zur vorherigen Umfrage im Mai 2025. Nur elf Prozent sehen ihre Situation positiv.
Besonders dramatisch: 61 Prozent der Unternehmen bauen derzeit Beschäftigung in Deutschland ab. Gleichzeitig planen 28 Prozent eine Verlagerung ihrer Investitionen ins Ausland, vor allem dorthin, wo Marktpotenzial und planbare Rahmenbedingungen bestehen.
VDA-Präsidentin Hildegard Müller warnt: „Die Wirtschaft entscheidet täglich gegen den Standort Deutschland. Wir brauchen dringend klare politische Signale für Wettbewerbsfähigkeit und Standortattraktivität – kein weiteres Herauszögern überfälliger Reformen.“ Besonders die Bürokratie bleibe ein massives Hemmnis: 86 Prozent der Unternehmen empfinden sie als stark oder sehr stark belastend.
Ein weiteres Alarmsignal: Der Auftragsmangel erreicht mit 77 Prozent einen neuen Höchststand. In einer Branche, die stark exportorientiert ist, sorgen zudem US-Zölle für zusätzliche Unsicherheit. Zwei Drittel der Unternehmen berichten von negativen Auswirkungen durch Einfuhrzölle, insbesondere auf Produkte aus Europa und Mexiko.
Obwohl der Fachkräftemangel in der aktuellen Umfrage nicht an erster Stelle steht, bleibt er ein strukturelles Thema: 32 Prozent der Unternehmen nennen ihn als Belastung, 27 Prozent sehen Schwierigkeiten bei der mittelfristigen Personalplanung.
Die Umfrage wurde im September 2025 unter 158 Unternehmen durchgeführt und spiegelt die zunehmend angespannte Stimmung in der deutschen Automobilindustrie wider.
Quelle: Verband der Automobilindustrie e.V. (VDA).