Osnabrück. Viele ältere Dissertationen sind trotz ihrer wissenschaftlichen Bedeutung kaum zugänglich. Ein neues Projekt an der Universität Osnabrück will das ändern. Das Pilotprojekt „Dissify“ befasst sich mit der Digitalisierung und rechtlichen Prüfung historischer Dissertationen aus dem europäischen Ostseeraum zwischen 1880 und 1950.
Projektleiterin Prof. Dr. Hanna Ruschemeier vom Fachbereich Rechtswissenschaften erklärt: „Unser Ziel ist es, diese Arbeiten für die Forschung nutzbar zu machen – datenschutzkonform, rechtlich abgesichert und möglichst automatisiert.“ Dafür wird ein Prototyp zur Ermittlung von Sterbedaten entwickelt, der eine Prüfung des Urheberrechts erleichtert. Denn häufig ist unklar, ob Werke noch urheberrechtlich geschützt sind – ein Hindernis für digitale Nachnutzung.
Neben juristischen Fragen analysiert das Team auch die wissenschaftshistorische Relevanz der Werke. So sollen Dissertationen identifiziert werden, die auch heute noch wertvolle Beiträge zur medizinischen oder gesellschaftlichen Forschung leisten. Die Ergebnisse fließen in ein rechtliches Gutachten sowie in Leitlinien ein, die auch anderen Einrichtungen eine digitale Erschließung ermöglichen sollen.
Langfristig will das Team eine europäische Plattform für historische Dissertationen schaffen. Dabei setzt es auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, etwa mit weiteren Pilotprojekten, und auf die Integration von Künstlicher Intelligenz zur Datenanalyse. Die Uni Osnabrück positioniert sich damit einmal mehr als Vorreiterin im digitalen Wissenszugang.
Quelle: Universität Osnabrück, Foto: Jens Raddatz