Fluchtroute Mittelmeer

„Jeden Tag stirbt ein Kind“ – SOS-Organisationen schlagen Alarm zur Fluchtroute Mittelmeer

München. Die SOS-Kinderdörfer weltweit und die Hilfsorganisation SOS Humanity fordern mehr Schutz für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge auf der gefährlichen Fluchtroute über das zentrale Mittelmeer. Laut Angaben der Organisationen stirbt dort im Schnitt täglich ein Kind. In den vergangenen zehn Jahren seien über 21.000 Menschen ums Leben gekommen – darunter mehr als 3.500 Kinder.

Schutz gefordert: Kinderrechte an Europas Grenzen wahren

„Das zentrale Mittelmeer ist eine der tödlichsten Fluchtrouten der Welt“, erklärte Till Rummenhohl, Geschäftsführer von SOS Humanity. Besonders alarmierend sei der steigende Anteil unbegleiteter Minderjähriger unter den aus Seenot geretteten Menschen. Rund ein Viertel der Geretteten seien allein reisende Jugendliche gewesen.

Lanna Idriss, Vorständin der SOS-Kinderdörfer weltweit, betont: „Kinder fliehen nie freiwillig. Kriege, Armut und Klimakatastrophen zwingen sie dazu – oft allein.“ Idriss fordert ein Ende von Inhaftierungen minderjähriger Flüchtlinge und einen konsequenten Schutz entlang der gesamten Fluchtroute. Eine Inhaftierung verletze die UN-Kinderrechtskonvention.

Kritik an EU-Politik und Bedingungen in Nordafrika

Beide Organisationen kritisieren die europäische Abschottungspolitik scharf. Die EU finanziere nach Angaben von Rummenhohl Milizen in Libyen und Tunesien, die Flüchtende misshandeln, foltern oder sogar in die Wüste abschieben würden. SOS Humanity fordert deshalb ein Ende der Zusammenarbeit mit diesen Ländern und den Aufbau eines europäischen Seenotrettungsprogramms.

Die Psychologin Esther, die 2024 auf dem Rettungsschiff Humanity 1 arbeitete, schildert die Situation an Bord: „Viele Jugendliche zeigen Spuren von Folter und sexualisierter Gewalt – und trotzdem eine enorme Stärke.“ Schon kleine Momente wie Musik oder Spiel bedeuteten für die Kinder Hoffnung und neue Perspektive.

„Rettung ist Menschlichkeit“

Auch Schauspielerin Nina Kunzendorf, die sich jährlich bei der Lesung „Tatort Mittelmeer“ engagiert, appelliert: „Wenn Menschen in Seenot sind, müssen sie gerettet werden. Das ist Menschlichkeit in ihrer einfachsten Form.“

Die SOS-Kinderdörfer weltweit und SOS Humanity fordern daher gemeinsam: Kinderrechte dürfen nicht an Europas Außengrenzen enden.

Quelle: SOS-Kinderdörfer weltweit Hermann-Gmeiner-Fonds Deutschland e.V. Foto: Foto: SOS Humanity

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