Berlin. Zwei Drittel der Bevölkerung wünschen sich eine solidarisch finanzierte Pflegevollversicherung. Das zeigt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag eines Bündnisses, dem unter anderem der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die IG Metall angehören. 65 Prozent sprechen sich für eine gesetzliche Vollversicherung aus, die sämtliche pflegerischen Leistungen abdeckt. Nur 18 Prozent favorisieren eine verpflichtende private Zusatzversicherung – obwohl sie aktuell in der Politik diskutiert wird.
Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied, sieht das als klares Signal: „Menschen müssen sich im Pflegefall auf sichere Versorgung verlassen können. Diese Sicherheit gibt es nur mit einer Pflegevollversicherung, die alle gemeinsam finanzieren.“
Pflegekosten werden zum Armutsrisiko
Das Bündnis fordert, die Ergebnisse der Umfrage ernst zu nehmen. Es sieht darin einen Auftrag an die Bund-Länder-Arbeitsgruppe „Zukunftspakt Pflege“. Diese will im Dezember ihre Empfehlungen vorstellen. Für die Bündnispartner ist klar: Die Pflegevollversicherung muss dabei eine zentrale Rolle spielen.
Heute zahlen Pflegebedürftige in stationären Einrichtungen im ersten Jahr rund 3100 Euro pro Monat selbst. Allein 1600 Euro entfallen auf die pflegerische Versorgung. Der Rest betrifft Unterkunft, Verpflegung und Investitionen. Mehr als ein Drittel aller Heimbewohner ist auf Sozialhilfe angewiesen. Die Zahl steigt weiter. In der ambulanten Pflege verzichten viele Menschen auf notwendige Leistungen, weil sie sich diese nicht leisten können.
„Kredite oder private Zusatzbelastungen lösen dieses Problem nicht“, warnt Piel. „Wir brauchen sofort eine Deckelung der Eigenanteile. Und langfristig ein solidarisches System, in dem alle gemeinsam vorsorgen.“
Finanzierung durch Bürgerversicherung möglich
Ein gesundheitsökonomisches Gutachten von Januar 2025 bestätigt die Umsetzbarkeit. Es zeigt: Mit einer Bürgerversicherung in der Pflege lässt sich die Pflegevollversicherung dauerhaft finanzieren. Das Bündnis fordert die Bundesregierung auf, jetzt zu handeln und die Reform einzuleiten.
Dem Bündnis gehören unter anderem der DGB, ver.di, der Deutsche Frauenrat, der Paritätische Gesamtverband, der SoVD, die AWO, die Volkssolidarität und der BIVA-Pflegeschutzbund an.
Mehr Informationen gibt es unter www.dgb.de und www.biva.de.
Quelle: Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB), Bündnis für eine solidarische Pflegevollversicherung