Mainz. Die aktuelle Ausgabe des ZDF-Politbarometers zeigt: Eine deutliche Mehrheit der Deutschen unterstützt Friedrich Merz’ Kritik am Stadtbild in Deutschland. Laut einer Sonderbefragung halten 63 Prozent der Wahlberechtigten seine Aussagen für zutreffend – vor allem ältere Befragte stimmen zu. Gleichzeitig lehnen 84 Prozent ein Losverfahren zur Bundeswehr-Musterung ab. Die Daten zeichnen ein vielschichtiges Meinungsbild zur Sicherheits-, Sozial- und Verteidigungspolitik im Herbst 2025.
Im Zentrum der Diskussion steht eine Äußerung von Bundeskanzler Friedrich Merz zur Veränderung des öffentlichen Stadtbildes, insbesondere im Zusammenhang mit Menschen ohne dauerhaften Aufenthaltsstatus. Die Mehrheit der Befragten stimmt Merz zu, während 29 Prozent seine Sichtweise ablehnen. Das Sicherheitsgefühl in öffentlichen Räumen ist laut Umfrage mehrheitlich intakt: Zwei Drittel fühlen sich dort sicher, nur ein Drittel äußert Unsicherheit. Auffällig ist: Nur 18 Prozent berichten von Problemen im Zusammenleben mit Geflüchteten in der eigenen Wohngegend.
Wehrpflicht, Verteidigung und Rente: Bürger sehen Reformbedarf
Ein weiterer Fokus des Politbarometers liegt auf sicherheitspolitischen Fragen. Ein von der Union vorgeschlagenes Losverfahren zur Auswahl künftiger Bundeswehr-Rekruten findet nur bei 14 Prozent Zustimmung. Dagegen wünschen sich 50 Prozent eine allgemeine Wehrpflicht für Männer und Frauen. Die Altersgruppe der 18- bis 34-Jährigen spricht sich mit 60 Prozent besonders deutlich gegen jede Form der Wehrpflicht aus.
Auch zur Finanzierung der gesetzlichen Rente zeigt sich ein geteiltes Meinungsbild: 39 Prozent plädieren für eine langsamere Rentenanpassung, 20 Prozent für höhere Beiträge und 16 Prozent für ein späteres Renteneintrittsalter. Klar ist: Die Mehrheit (71 Prozent) sieht die Hauptlast künftiger Rentenreformen bei der jüngeren Generation.
Politische Zusammenarbeit und Projektion zur Bundestagswahl
Trotz aktueller Debatten hält CDU-Chef Merz an der Brandmauer zur AfD fest. 62 Prozent der Befragten unterstützen diesen Kurs, darunter 72 Prozent der Unions-Anhänger. Allerdings glauben nur 50 Prozent daran, dass die CDU diese Trennung auch künftig durchhält – 43 Prozent zweifeln daran.
Bei der sogenannten Sonntagsfrage bleibt die CDU/CSU mit 27 Prozent führend. Die AfD hält sich stabil bei 25 Prozent, während SPD (15 Prozent), Grüne (11 Prozent) und Linke (10 Prozent) jeweils auf geringere Zustimmung kommen. Die übrigen Parteien – darunter BSW und FDP – erreichen zusammen 12 Prozent.
Europas Verteidigungsfähigkeit, Nahost und Politiker-Ranking
Angesichts der Sicherheitslage in Europa halten 73 Prozent der Befragten die Verteidigungsanstrengungen der EU-Staaten für unzureichend. Im Nahostkonflikt sind 91 Prozent skeptisch, ob eine langfristige Friedenslösung möglich ist. Beim Wiederaufbau Gazas befürworten 62 Prozent zumindest eine gewisse deutsche Beteiligung.
In der Top-Ten-Liste der Politikerinnen und Politiker bleibt Verteidigungsminister Boris Pistorius mit Abstand auf Platz eins. Auf ihn folgen Johann Wadephul und Bärbel Bas. Friedrich Merz liegt im Mittelfeld, während Alice Weidel das Schlusslicht bildet.
Quelle: ZDF / Forschungsgruppe Wahlen. Foto: ZDF