Berlin. Eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zeigt deutliche Kritik von Investoren am geplanten neuen Regulierungsrahmen für Strom-, Gas- und Fernleitungsnetzbetreiber in Deutschland. Die Mehrheit der befragten Kapitalmarktakteure hält die Vorschläge der Bundesnetzagentur im Rahmen des sogenannten NEST-Prozesses derzeit nicht für geeignet, um die notwendige private Finanzierung der Energienetz-Infrastruktur sicherzustellen.
Zwei Drittel der 33 befragten Investoren sehen laut BDEW die geplante Anreizregulierung als unzureichend an, um die Milliardeninvestitionen in Digitalisierung und Ausbau der Netze zu ermöglichen. Besonders kritisch wird die vorgesehene pauschale Vergütung von Fremdkapitalkosten gesehen. 90 Prozent der Teilnehmer sprechen sich für eine dynamische Anpassung des Fremdkapitalzinssatzes entsprechend der Marktentwicklung aus.
Investoren fordern klare Rahmenbedingungen
„Die Bundesnetzagentur muss die Sicht der Investoren stärker berücksichtigen“, fordert Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. Eine marktgerechte Kapitalverzinsung, die planbare Anerkennung von Betriebskosten und ein international wettbewerbsfähiges Regulierungsmodell seien zentrale Voraussetzungen für weitere Netzinvestitionen.
Einige Investoren bewerten positiv, dass mit der Einführung eines standardisierten Kapitalverzinsungsmodells (WACC) mehr internationale Vergleichbarkeit geschaffen werden soll. Doch auch hier kommt es laut BDEW entscheidend auf die konkrete Ausgestaltung an. Die Anreizregulierung definiert maßgeblich das Risiko-Rendite-Profil der Netzbetreiber – und damit die Investitionsbereitschaft.
Hintergrund: Milliardenbedarf für Energienetze
Der Netzausbau gilt als Schlüsselprojekt der Energiewende in Deutschland. Die Integration erneuerbarer Energien, die Digitalisierung von Versorgungsnetzen und der steigende Strombedarf durch Elektromobilität und Wärmepumpen erfordern gewaltige Investitionen. Neben öffentlichen Fördermitteln ist privates Kapital ein zentraler Finanzierungsbaustein.
Weitere Informationen sowie die Umfrageergebnisse zum NEST-Prozess sind über die Website des BDEW abrufbar.
Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW)