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Hurrikan „Melissa“ trifft Jamaika: Der stärkste Sturm in der Geschichte der Insel

Kingston / Jamaika. Mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 300 km/h hat Hurrikan „Melissa“ am Dienstag die Südküste Jamaikas erreicht. Der Sturm der Kategorie 5 gilt als der stärkste Wirbelsturm, der je auf die Karibikinsel traf, und hat bereits vor dem Landfall erhebliche Schäden angerichtet. Meteorologen sprechen von einem „beispiellosen“ Ereignis, das katastrophale Folgen haben könnte.

„Melissa“ bewegt sich nur sehr langsam mit etwa fünf Kilometern pro Stunde über die Insel hinweg – eine gefährliche Kombination aus extremem Wind, Starkregen und Sturmfluten. Besonders betroffen sind die südwestlichen Regionen rund um Westmoreland und Saint Elizabeth, wo der offizielle Landfall am Dienstagmittag Ortszeit erwartet wurde.

Stromausfälle, Evakuierungen und erste Todesfälle

Bereits Stunden vor dem Eintreffen des Sturms fiel in vielen Landesteilen der Strom aus. Nach Angaben des Energieversorgers JPS waren mehr als 50 000 Haushalte ohne Elektrizität. Umgestürzte Bäume blockieren Straßen, und mehrere Brücken im Landesinneren gelten als unpassierbar.

Die jamaikanische Regierung hatte zuvor großflächige Evakuierungen entlang der Küste angeordnet, darunter in Port Royal, Old Harbour Bay und Savanna-la-Mar. Notunterkünfte wurden in Schulen und Kirchen eingerichtet. Mindestens drei Menschen kamen laut örtlichen Medien bereits im Zuge der Sturmvorbereitungen ums Leben – etwa durch herabfallende Äste oder Stürze von Dächern.

Die Behörden warnen vor lebensbedrohlichen Fluten: Meteorologen rechnen mit Niederschlagsmengen von bis zu 100 Zentimetern sowie Sturmfluten bis zu vier Metern Höhe an der Südküste. Die jamaikanische Armee (JDF) wurde in Alarmbereitschaft versetzt, um Evakuierungen, Hilfseinsätze und den späteren Wiederaufbau zu unterstützen.

„Eine noch nie dagewesene Katastrophe“

Premierminister Andrew Holness bezeichnete die Lage am Dienstagvormittag als „eine nationale Notlage“. In einer Fernsehansprache sagte er:
„Wir stehen vor einem Sturm, wie ihn Jamaika in der modernen Geschichte noch nicht erlebt hat. Ich bitte alle Bürgerinnen und Bürger dringend, die Warnungen ernst zu nehmen und Schutz in sicheren Gebäuden zu suchen.“

Das Kinderhilfswerk UNICEF warnte, dass rund 700 000 Kinder auf der Insel von den Folgen des Sturms betroffen sein könnten – durch Überschwemmungen, beschädigte Schulen und den Ausfall von Versorgungseinrichtungen.

Warum „Melissa“ so gefährlich ist

Meteorologen führen die außergewöhnliche Stärke des Hurrikans auf ungewöhnlich warme Wassertemperaturen in der Karibik zurück. Das Meer sei bis in 70 Meter Tiefe auf über 30 Grad erhitzt, teilte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) mit. Diese Wärmeenergie ermögliche es dem Sturm, sich über Stunden weiter zu verstärken, obwohl er sich nur langsam bewege.

„Melissa“ ist bereits der dritte Hurrikan der höchsten Kategorie 5 in der Atlantiksaison 2025 – so viele Stürme dieser Stärke gab es zuletzt im Jahr 2005. Klimaforscher sehen darin ein weiteres Indiz dafür, dass der Klimawandel die Intensität tropischer Wirbelstürme erhöht, auch wenn deren Zahl insgesamt nicht zunimmt.

Ausblick: Bedrohung für Kuba und die Bahamas

Nach dem Durchzug über Jamaika wird erwartet, dass „Melissa“ in nördlicher Richtung weiterzieht. Prognosen zufolge könnte der Sturm in den kommenden Tagen Kuba und die Bahamas treffen, bevor er sich über dem Atlantik allmählich abschwächt. Dennoch bleibt die Gefahr durch Regen und Sturmfluten groß.

Internationale Hilfsorganisationen bereiten sich bereits auf den Einsatz vor. In Kingston, Montego Bay und Mandeville richten Rettungskräfte erste Sammelstellen für Betroffene ein. Die nächsten 24 Stunden gelten als entscheidend für das Überleben vieler Menschen.

Quelle: Reuters, The Guardian, AP News, Time, WMO

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