Berlin. Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft haben sich bei der ersten internationalen Wasserstoffkonferenz der DIHK in Berlin getroffen. Im Fokus standen Herausforderungen und Chancen des globalen Wasserstoffhochlaufs – und die Warnung, dass Deutschland den Anschluss verlieren könnte.
Wasserstoff gilt als Schlüsselelement für eine klimaneutrale Zukunft. Doch der Aufbau einer funktionierenden Wasserstoffwirtschaft kommt nur schleppend voran – sowohl national als auch international. Bei der von der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) ausgerichteten Konferenz wurde deutlich: Es braucht mehr Pragmatismus, Investitionssicherheit und klare Rahmenbedingungen.
Wasserstoffhochlauf braucht Tempo, Infrastruktur und Investitionen
Laut Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der DIHK, ist der derzeitige Stand ernüchternd: Nur rund 170 Megawatt Elektrolyseleistung sind in Deutschland aktuell installiert – das Ziel der Bundesregierung liegt bei zehn Gigawatt bis 2030. „Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, müssen Genehmigungen schneller erfolgen, Investitionen erleichtert und internationale Partnerschaften konkretisiert werden“, so Dercks.
Ein zentrales Vorhaben ist das geplante Wasserstoff-Kernnetz mit 9.400 Kilometern Leitungslänge und Investitionskosten von rund 20 Milliarden Euro. Doch das vorgesehene Netzentgelt sei viermal so hoch wie beim Gas – ein möglicher Bremsklotz für die Nachfrage.
Ein klarer Appell: Ohne funktionierende Regeln bleibt der Wasserstoffmarkt ein Flickenteppich.
EU-Regelungen bremsen Fortschritt
Zudem herrscht laut DIHK Unsicherheit durch neue EU-Regelungen. Am 8. November 2025 tritt der sogenannte Delegierte Rechtsakt zur Definition von kohlenstoffarmem Wasserstoff in Kraft – mit sehr restriktiven CO₂-Grenzwerten. Das erschwert nicht nur die heimische Produktion, sondern auch Importe, obwohl Deutschland voraussichtlich zwei Drittel seines Bedarfs aus dem Ausland decken muss.
Dercks mahnt: „Was wir brauchen, sind praxistaugliche Regeln, kein regulatorischer Flickenteppich. Die EU muss investitionsfreundlicher werden, wenn wir im globalen Wettbewerb bestehen wollen.“
Internationale Konkurrenz wächst
Weltweit haben bereits über 30 Länder eigene Wasserstoffstrategien verabschiedet. Die USA und China investieren massiv, während Europa technologisch stark ist, aber regulatorisch hinterherhinkt. Deutschland etwa verfügt über einen großen Anteil an Patenten und Herstellerkompetenz im Elektrolyseur-Bereich. Diese Vorteile müssten nun auch wirtschaftlich genutzt werden, so der Tenor der Konferenz.
Weitere Informationen zur DIHK und zur Konferenz sind unter www.dihk.de verfügbar.