Königslutter. Die Arbeitsbelastung an Niedersachsens Verwaltungsgerichten bleibt hoch – und dürfte in den kommenden Jahren weiter steigen. Darauf machten rund 170 Richterinnen und Richter bei den 6. Niedersächsischen Verwaltungsrichtertagen aufmerksam, die am 6. und 7. November 2025 in Königslutter stattfanden.
Ein zentrales Thema der Fachtagung war die geplante Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS). Diese sieht unter anderem vor, Asylverfahren künftig binnen sechs Monaten abzuschließen. Für die niedersächsischen Verwaltungsgerichte mit aktuell über 34.000 offenen Verfahren eine kaum lösbare Aufgabe, wie Dr. Frank-Thomas Hett, Präsident des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts, betonte: „Selbst mit personeller Verstärkung ist eine so kurze Frist nicht realistisch – zumindest nicht, ohne dass andere Verfahren verzögert werden.“
Rekordwerte bei Asylverfahren trotz sinkender Antragzahlen
Wie Dr. Hett erläuterte, sei die Zahl der beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge bearbeiteten Asylerstanträge zwar rückläufig. Doch fast jede ablehnende Entscheidung wird angefochten, was die Verwaltungsgerichte weiter belastet. Allein im Jahr 2025 stieg der Verfahrensbestand in Niedersachsen von 29.140 (Ende Q1) auf 34.576 Verfahren (Ende Q3) – ein neuer Höchststand.
Verwaltungsgerichte arbeiten am Limit – und das auf Jahre hinaus
Neben Asylrecht standen auf der Agenda der Richtertagen auch Themen wie der Einsatz künstlicher Intelligenz im Gerichtsverfahren, Videoverhandlungen sowie Neuerungen im Disziplinar- und Naturschutzrecht. Trotz der Herausforderungen lobte Dr. Hett das Engagement der Gerichte: „Wir müssen den Rechtsstaat verteidigen – auch unter schwierigen Bedingungen.“
Weitere Informationen zur Veranstaltung und zur Lage der Verwaltungsgerichtsbarkeit gibt es auf der Website des Nds. Oberverwaltungsgerichts.