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Bauämter als Flaschenhals: Experte fordert digitale Wende im Genehmigungsverfahren

München. Die schleppende Digitalisierung und Überbürokratisierung der deutschen Bauämter bremst nach Einschätzung von Bau- und Immobilienexperte Klaus-Peter Stöppler massiv die Bautätigkeit im Land. „Die meisten Bauämter sind in den 1980ern stehen geblieben“, so Stöppler. Der Interim Manager und Beirat warnt: Ohne strukturelle Reformen drohe ein Investitionsstau trotz bereitgestellter Fördermittel.

In seinen Beratungen für Unternehmen erlebt er immer wieder, wie Anträge wochenlang unbearbeitet bleiben oder Prozesse ins Leere laufen. „Die Bauämter sind der größte Bau-Verhinderer Deutschlands“, fasst er seine Erfahrungen zusammen.

Genehmigungsprozesse als Investitionsbremse

Besonders kritisch sieht Stöppler die mangelnde Verfügbarkeit und Erreichbarkeit der Ämter, die durch Homeoffice-Regelungen weiter verschärft werde. Die persönliche Kommunikation sei oft erschwert, Genehmigungsverfahren zögen sich über Monate. „In vielen Fällen blockiert nicht das fehlende Kapital den Baufortschritt, sondern der Stillstand in der Verwaltung“, so Stöppler.

Die Digitalisierung sei aus seiner Sicht der Schlüssel: Mit der Plattform digitale-baugenehmigung.de sei ein erster Schritt gemacht worden. Rund 45.000 Bauanträge wurden dort im vergangenen Jahr digital eingereicht. Doch bislang handele es sich nur um einzelne Kommunen – von einer flächendeckenden Umsetzung sei Deutschland weit entfernt.

Baden-Württemberg als digitales Vorbild

Positiv hebt Stöppler die Entwicklungen in Baden-Württemberg hervor, wo über 200 von 209 Baurechtsbehörden an das „Virtuelle Bauamt“ angeschlossen sind. Seit Anfang 2025 ist dort die digitale Antragstellung Pflicht. Die Bearbeitungszeiten konnten dadurch auf zwei bis fünf Monate verkürzt werden – zuvor waren es oft sechs bis zwölf Monate.

Trotz solcher Fortschritte bleibt Stöppler skeptisch: „Sobald es um komplexere Bauvorhaben geht, greifen wieder die alten, langwierigen Strukturen.“ Die Folge: Investitionen verzögern sich, Kosten steigen, der Wohnungsbau stagniert.

Digitalisierung entscheidet über Bauzukunft

Für die Bauwirtschaft sei der Digitalisierungsgrad der Verwaltung inzwischen entscheidender als Fördergelder. Auch die Integration moderner Verfahren wie Building Information Modeling (BIM) sei nur möglich, wenn Ämter mit digitalen Prozessen arbeiteten. „Wer auf Papierakten besteht, kann keine digitale Planung ermöglichen“, warnt Stöppler.

Er fordert klare politische Vorgaben und flächendeckende Einführung digitaler Genehmigungsprozesse. Nur so könne das Ziel der Verwaltungstransformation im Bereich „Bauen & Wohnen“ erreicht werden. Die schleppende Umsetzung des Onlinezugangsgesetzes (OZG) sieht er kritisch: „Ohne echte Transformation bleibt der Sanierungs- und Modernisierungsstau bestehen.“

Weitere Informationen: https://bau-interim.com

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