Meppen. Im Landkreis Emsland beginnt die erste Testphase des neuen Projekts „Nachbarschaft bewegt – Unser Auto“. Vier Nachbarschaften erhalten für drei Monate jeweils ein Elektrofahrzeug und können damit gemeinsam erproben, wie sich geteilte unabhängige Mobilität im Alltag bewährt. Ziel ist es, E-Carsharing stärker in der Region zu etablieren und Haushalten, Familien oder Seniorengemeinschaften einen nachhaltigen Zugang zur Elektromobilität zu ermöglichen.
Die teilnehmenden Gruppen nahmen im Meppener Kreishaus ihre Fahrzeuge entgegen. Der Frankfurter Mobilitätsanbieter mobileeee stellt dem Landkreis vier E-Autos, darunter Modelle des Typs Volkswagen ID.4, für die gesamte Projektdauer zur Verfügung. Jede Nachbarschaft bildet eine Nutzergemeinschaft mit bis zu fünf Teams und maximal fünf fahrberechtigten Personen je Team. Die aktuelle Testphase läuft von Dezember bis Februar zu vergünstigten Konditionen.
E-Carsharing als Alltagstest für Familien, Senioren und Pendler
Landrat Marc-André Burgdorf sieht in der Testphase eine wichtige Chance für neue Mobilitätsformen. Er betont, dass Interessierte erstmals unkompliziert mit der Elektromobilität in Berührung kommen und die Vorzüge gemeinsamer Fahrzeugnutzung im Alltag erfahren können. Das könne langfristig zur Reduktion von Zweitwagen beitragen, die Umwelt entlasten und den sozialen Austausch innerhalb der Nachbarschaften stärken.
Die Zusammensetzung der teilnehmenden Gruppen zeigt unterschiedliche Mobilitätsbedarfe. Die Nachbarschaft „Esterwegen“ umfasst zwei berufstätige Elternpaare mit insgesamt sechs Fahrberechtigten, darunter zwei Schüler, die das E-Fahrzeug für Schulwege und Vereinsfahrten nutzen wollen. Die Gruppe „Sögel“ setzt sich aus zwei Ehepaaren zusammen, die Elektromobilität kennenlernen und durch gemeinsames Carsharing ein Auto einsparen möchten.
Auch im Seniorenwohnpark Aa-Schleife beteiligt sich die Nachbarschaft „Spelle“ mit vier Ehepaaren. Sie verfügen bereits über Wallboxen und Photovoltaikanlagen und wollen prüfen, ob ein eigenes E-Fahrzeug künftig sinnvoll wäre. Die vierte Gruppe, „Lingen“, besteht aus zwei Ehepaaren mit vier Fahrberechtigten.
Daten für zukünftige Mobilitätsangebote
Damit das Projekt Erkenntnisse für die Weiterentwicklung nachhaltiger Mobilität im Landkreis liefert, dokumentieren die Teilnehmenden ihre Erfahrungen systematisch. Vor, während und nach der Nutzung beantworten sie Fragen zu Nutzung, Alltagstauglichkeit und organisatorischen Abläufen. „Wir brauchen die Resonanz der Teilnehmenden, um zukünftige Projekte, Angebote und Prozesse optimieren zu können“, sagt Dezernent Michael Steffens.
Geplant sind insgesamt vier Nutzungszeiträume mit jeweils drei Monaten Dauer. So sollen bis zu 16 Nachbarschaften die Möglichkeit erhalten, das Carsharing-Angebot zu testen. Interessierte Familien, Vereine, Haushalte oder Unternehmen können sich weiterhin online bewerben (www.emsland.de/nachbarschaft-carsharing).
Digitale Nutzung und Anbindung an E-Carsharing im Emsland
Die Fahrzeuge werden über eine App geöffnet und reserviert. Sie zeigt auch den Fahrzeugstatus an und bietet unkomplizierte Schritt-für-Schritt-Anleitungen für Start, Rückgabe und Ladevorgänge. Ladepunkte können sowohl private Wallboxen als auch Haushaltssteckdosen oder öffentliche Ladesäulen sein. Ist ein Fahrzeug belegt, kann über die App auf andere E-Autos des bestehenden Emsland E-Carsharing-Angebots zugegriffen werden, das seit 2023 in Kooperation mit mobileeee besteht und derzeit 33 Fahrzeuge an 16 Standorten umfasst.
Der Landkreis sieht im Projekt einen wichtigen Baustein für nachhaltige Mobilität – besonders in ländlichen Regionen, in denen privater Pkw-Besitz bisher als nahezu unverzichtbar galt. „Nachbarschaft bewegt“ soll zeigen, wie gemeinschaftliche Nutzung neue Flexibilität schaffen und gleichzeitig Kosten und Umweltbelastungen verringern kann.