Berlin. Mit dem heute vorgestellten Europäischen Netzpaket setzt die EU-Kommission ein deutliches Zeichen für die Modernisierung der Energieinfrastruktur Europaweit. Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft betont, dass das Gesetzespaket nur mit verlässlichen Rahmenbedingungen wirksam greifen kann. Die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, Kerstin Andreae, sieht darin einen wichtigen Impuls für Planungssicherheit und Investitionen.
Andreae erklärte, dass Energieinfrastruktur künftig stärker europäisch koordiniert und sektorenübergreifend gedacht werden müsse. Netzbetreiber seien auf klare finanzielle und regulatorische Voraussetzungen angewiesen, um Strom- und Wasserstoffnetze auszubauen und zu digitalisieren. Gleichzeitig warnte sie davor, zentrale Planungsstrukturen zu stark auszuweiten, da regionale Expertise weiterhin entscheidend bleibe.
Priorität für Engpässe und strategische Energieprojekte
Im Rahmen des Netzpakets sollen Infrastrukturengpässe in Europa schneller behoben und Projekte mit besonderer Bedeutung priorisiert behandelt werden. Laut BDEW ist besonders relevant, dass zwei der acht ausgewählten Energieautobahnen direkten Bezug zu Deutschland haben: die Bornholmer Energieinsel sowie ein Wasserstoffkorridor, der Portugal und Deutschland verbinden soll. Positiv bewertet wird zudem die geplante Erhöhung der CEF-Fördermittel ab 2028, die zentrale Investitionen in europäische Energieinfrastrukturen ermöglicht.
Beschleunigt werden sollen außerdem Verfahren beim Stromnetzausbau, da Genehmigungen bisher zu lange dauern. Andreae betonte, dass nicht nur Abläufe vereinfacht, sondern auch materielles Umweltrecht angepasst werden müsse, um Widersprüche zu bestehenden EU-Richtlinien wie der RED III zu vermeiden.
EU-Leitlinien für Netzanschlüsse schaffen mehr Klarheit
Ein weiterer Bestandteil des Netzpakets betrifft neue Leitlinien für Netzanschlüsse. Der Entwurf sieht einheitliche Kriterien vor, um Anschlussbegehren prioritär zu behandeln und die Flexibilität der Anschlussnutzer besser einzubeziehen. Dies könne laut BDEW dazu beitragen, den Anschlussprozess transparenter zu gestalten und Engpässe effizienter zu bewältigen.
Sorge äußerte der Verband bei Plänen der EU-Kommission, Teile des Strommarktdesigns nach der Reform von 2024 erneut anzupassen. Dies könne zu erneuter Planungsunsicherheit führen und den Marktmechanismus schwächen. Grundsätzlich unterstützt der BDEW jedoch Maßnahmen zur Beschleunigung von Genehmigungen sowie Verwaltungsvereinfachungen.
Ausblick für Energieinfrastruktur und Regionen in Deutschland
Mit dem Europäischen Netzpaket will die EU-Kommission künftig alle vier Jahre zentrale Szenarien für die Netzplanung erstellen. Der BDEW warnt jedoch vor einer zu starken Zentralisierung und fordert, dass die Expertise der Netzbetreiber weiterhin maßgeblich bleibt. Für Deutschland könnten insbesondere Wasserstoffprojekte und der Ausbau überregionaler Leitungsinfrastruktur wichtige Impulse setzen, um Energiewende und Versorgungssicherheit langfristig zu sichern.