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EU-Auto-Action-Plan: Erste Impulse, aber entscheidender Politikwechsel bleibt aus

Berlin – Die EU-Kommission hat ihren Auto-Action-Plan vorgestellt, der erste Schritte zur Stärkung der europäischen Automobilindustrie einleitet. Doch laut Verband der Automobilindustrie (VDA) fehlen weiterhin eine klare Gesamtstrategie und grundlegende Reformen, um die Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern.

Rahmenbedingungen für Elektromobilität bleiben problematisch

Laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller nähert sich die EU-Kommission mit dem neuen Plan zum ersten Mal realistischen Marktbedingungen an, erkennt jedoch weiterhin nicht die fehlenden Rahmenbedingungen für die Elektromobilität an. Probleme wie die unzureichende Ladeinfrastruktur, hohe Energiepreise und ungesicherte Rohstoffversorgung bleiben bestehen.

„Es geht nicht um ein Entgegenkommen, sondern um die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit. Ohne bessere Rahmenbedingungen wird der Hochlauf der Elektromobilität massiv erschwert“, so Müller.

Strafen für Autobauer vorerst ausgesetzt – aber langfristig keine Lösung

Ein richtiger Schritt sei die vorläufige Abwendung von Strafzahlungen für Hersteller, die die CO₂-Flottengrenzwerte nicht einhalten können. Doch der geplante Banking- und Borrowing-Mechanismus – also die Übertragung von CO₂-Einsparungen zwischen den Jahren – sei nur eine kurzfristige Lösung. Der VDA fordert stattdessen eine schrittweise Einführung neuer Grenzwerte nach dem bewährten Phase-In-Prinzip.

Auch die geplante Anpassung des Utility Factors für Plug-in-Hybride sollte laut Müller ausgesetzt werden, um den Markt nicht weiter zu belasten.

Schwere Nutzfahrzeuge rücken in den Fokus

Positiv bewertet der VDA, dass sich die EU nun stärker mit den besonderen Herausforderungen der Nutzfahrzeugbranche auseinandersetzt. Eine schnellere Genehmigung von Lkw-Ladestationen und H₂-Tankstellen sowie die Befreiung emissionsfreier Lkw von der Maut seien sinnvolle Schritte. Doch auch hier bleibe Nachbesserungsbedarf, etwa bei den hohen Strafzahlungen für Nutzfahrzeuge.

Mittelstand nicht ausreichend berücksichtigt

Kritik übt der VDA an der fehlenden Einbindung mittelständischer Unternehmen. Diese seien das Rückgrat der deutschen Automobilindustrie, würden aber in den politischen Entscheidungsprozessen nicht genügend berücksichtigt.

Technologieoffenheit und realistische CO₂-Berechnungen gefordert

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betont das Prinzip der Technologieoffenheit, doch laut Müller fehlen konkrete Maßnahmen. Der VDA fordert:

  • Eine längere Berücksichtigung von Plug-in-Hybriden über 2035 hinaus
  • Eine Anerkennung erneuerbarer Kraftstoffe in der CO₂-Bilanz
  • Eine rechtliche Einordnung von Carbon-Neutral-Fuels als CO₂-frei

Ladeinfrastruktur: Fortschritte, aber noch lange nicht genug

Ein Lichtblick sei die Aufwertung der Ladeinfrastruktur zur kritischen Infrastruktur. Die EU-Kommission will den Netzanschluss priorisieren und bürokratische Hürden abbauen. Diese Maßnahmen müssten nun konsequent in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden.

Fazit: Nachbesserungen dringend nötig

Der EU-Auto-Action-Plan zeigt erste positive Ansätze, lässt jedoch eine klare Strategie vermissen. Ohne weitere Maßnahmen bei Ladeinfrastruktur, Energiepreisen, Rohstoffversorgung und Technologieoffenheit sieht der VDA die Ziele der EU-Klimapolitik gefährdet.

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