Paris/Yokohama. Die Renault Group und Nissan haben am 31. März 2025 weitreichende strategische Weichenstellungen bekannt gegeben, mit denen die Allianz zwischen beiden Konzernen neu ausgerichtet wird. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit beider Unternehmen zu stärken und gleichzeitig flexibler auf Marktveränderungen zu reagieren.
Indien im Fokus: Renault übernimmt Mehrheit von Nissan-Tochter
Ein zentrales Element der Vereinbarung ist die Übernahme der 51-prozentigen Nissan-Beteiligung an der Renault Nissan Automotive India Private Ltd (RNAIPL) durch die Renault Group. Künftig wird das Unternehmen vollständig von Renault geführt – ein strategischer Schritt im Rahmen des internationalen Expansionsplans „Game Plan 2027“.
Trotz des Anteilsverkaufs bleibt Nissan in Indien präsent und plant weiterhin neue SUV-Modelle, Fahrzeugexporte sowie Investitionen in Forschung, Entwicklung und digitale Dienstleistungen. Das Werk in Chennai, das über eine Jahreskapazität von über 400.000 Fahrzeugen verfügt, bleibt ein zentraler Produktionsstandort – auch für Modelle wie den Nissan Magnite.
Renault entwickelt Twingo-Derivat für Nissan
Zudem wurde ein neues Produktprojekt für Europa bekannt gegeben: Ab 2026 wird Renault über seine E-Autosparte Ampere ein von Nissan designtes Derivat des neuen Twingo entwickeln und produzieren. Dieses A-Segment-Modell soll helfen, Entwicklungszeiten und -kosten zu senken – ein Beispiel für die neue, pragmatische Zusammenarbeit innerhalb der Allianz.
Flexiblere Allianzvereinbarung – Ausstieg aus Ampere-Investition
Mit der Neuausrichtung einher geht eine Anpassung der Allianzstruktur:
- Die Lock-up-Verpflichtung für gegenseitige Beteiligungen wird von 15 % auf 10 % reduziert – das schafft mehr Flexibilität für beide Partner.
- Nissan wird nicht mehr verpflichtet, in die Ampere-Sparte von Renault zu investieren. Die ursprüngliche Vereinbarung vom Juli 2023 wird damit aufgehoben.
Finanzielle Auswirkungen: Renault bleibt bei Jahreszielen
Trotz des Aufwands – rund 200 Millionen Euro kurzfristiger Investitionskosten durch die RNAIPL-Übernahme – bestätigt die Renault Group ihre Prognosen für das Jahr 2025: ein Free Cashflow von ≥2 Milliarden Euro sowie eine stabile operative Marge.
Renault-CEO Luca de Meo betont: „Diese Rahmenvereinbarung zeigt, wie wertvoll eine agile Allianz sein kann. Wir sichern nicht nur die Unterstützung für Nissans Sanierung, sondern schaffen gleichzeitig neue Wachstumsperspektiven für Renault – besonders auf dem indischen Markt.“
Auch Nissan-CEO Ivan Espinosa unterstrich den Kurswechsel: „Wir setzen auf Effizienz, Agilität und Investitionen in Produkte, die unsere Kunden weltweit überzeugen.“