Der jüngst beschlossene Tarifabschluss im öffentlichen Dienst bringt eine spürbare Gehaltserhöhung für Beschäftigte mit sich: Bis Ende März 2027 steigen die Löhne in zwei Stufen um insgesamt 5,8 Prozent. Eine Entwicklung, die zunächst positiv klingt, jedoch auch deutliche Schattenseiten mit sich bringt – insbesondere für die Pflegebranche.
Wie Andrea Kapp, Geschäftsführerin des Bundesverbands Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen (bad) e. V., betont, ist die Gehaltssteigerung zwar ein wichtiger Schritt zur Aufwertung des Pflegeberufs. Doch sie macht gleichzeitig auch die prekäre Lage vieler Pflegeeinrichtungen deutlich. Denn mit dem Anstieg der Löhne steigen unweigerlich auch die Personalkosten – und das in einer Branche, die ohnehin finanziell stark unter Druck steht.
Die Auswirkungen reichen dabei über tarifgebundene Einrichtungen hinaus: Ab Januar 2026 werden auch viele nicht-tarifgebundene Pflegeanbieter durch das sogenannte „regional übliche Entlohnungsniveau“ höhere Gehälter zahlen müssen. Ohne eine gesetzlich gesicherte und zügige Refinanzierung dieser Kosten droht eine Verschärfung der Situation.
Kapp warnt eindringlich vor den Folgen: „Wenn die Kostenträger weiterhin nur zögerlich und unvollständig auf steigende Personalkosten reagieren, ist die flächendeckende Versorgung gefährdet.“ Schon jetzt seien Insolvenzen in der Pflege keine Seltenheit – ein Trend, der sich ohne politische Gegenmaßnahmen weiter verschärfen könnte.
Im Kontext der laufenden Koalitionsverhandlungen fordert der bad e.V. deshalb, dass die zukünftige Bundesregierung die Vergütungsverhandlungen rechtssicher, zeitnah und vollständig ausgestaltet. Andernfalls müssten am Ende Pflegebedürftige, Angehörige oder die öffentliche Hand die Mehrkosten tragen.
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