Esterwegen – Eine eindrucksvolle Veranstaltung in der Gedenkstätte Esterwegen hat an das Ende des Zweiten Weltkriegs vor 80 Jahren erinnert. Vor ausverkauftem Haus berichteten die Brüder Albert und Hermann Vinke in einem bewegenden Vortrag über ihre Kindheitserinnerungen an das Kriegsende in Rhede und das dramatische Geschehen im Emsland im April 1945.
Persönliche Erinnerungen und historische Einordnung
Albert Vinke, Jahrgang 1937, und Hermann Vinke, Jahrgang 1940, schilderten aus Sicht zweier Kinder das Kriegsende in ihrer Heimat. Ihre Berichte verbanden persönliche Erlebnisse mit historischen Fakten. Die Zuhörer erhielten so einen eindringlichen Einblick in die letzten Kriegstage, in denen Rhede zum Brückenkopf erklärt wurde. Zwischen dem 15. und 17. April 1945 kam es zu schweren Gefechten, bei denen der Ort fast vollständig zerstört wurde. Einer der tragischsten Momente: Der älteste Bruder der beiden, Heinrich Vinke, wurde im Alter von elf Jahren durch einen Granatsplitter getötet.
Erinnerung an das Emslandlager III
Ein weiterer Fokus lag auf dem Lager III in Rhede-Brual – Teil der berüchtigten Emslandlager. Dort wurden politische Gefangene zunächst zur Moorkultivierung, später auch in der Rüstungsproduktion eingesetzt. Albert Vinke berichtete von Misshandlungen im Lager und dem Mut einfacher Menschen, wie etwa einer Sekretärin, die einem Gefangenen heimlich Brot gab – kleine Gesten der Menschlichkeit in unmenschlicher Zeit.
Appell für Frieden und Demokratie
Zum Abschluss betonte Hermann Vinke die Bedeutung historischer Aufarbeitung für unsere heutige Gesellschaft: „Der Friede ist der Ernstfall, in dem wir uns bewähren müssen“, zitierte er den früheren Bundespräsidenten Gustav Heinemann. Jede und jeder sei in der Verantwortung, Demokratie und Freiheit aktiv zu schützen.
Die Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen, Dr. Sebastian Weitkamp und Dr. Martin Koers, dankten den Brüdern Vinke für ihren engagierten Beitrag zur Erinnerungskultur in der Region.
Quelle/Foto: Landkreis Emsland