Berlin – Schnellere Bauverfahren, weniger Bürokratie und bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen – das fordern die Bundesingenieurkammer und der Verband Beratender Ingenieure (VBI) im Vorfeld des Ingenieur Summit 2025. Die beiden wichtigsten Dachorganisationen des deutschen Planungswesens legten dafür am 4. Juni eine gemeinsame Sechs-Punkte-Erklärung vor.
Infrastruktur und Wohnungsbau im Stillstand?
Ob marode Brücken, schleppende Energiewende oder stockender Wohnungsbau – die Planungswirtschaft sieht dringenden Reformbedarf. Im Zentrum der Kritik stehen die uneinheitlichen Landesbauordnungen sowie langwierige Genehmigungsprozesse. Die Verbände fordern unter anderem verbindliche Stichtagsregelungen und eine praxisnahe Ausweitung der Plangenehmigung, um insbesondere Sanierungen schneller umsetzen zu können.
Digitalisierung als Schlüssel zur Staatsmodernisierung
Ein zentrales Element der Erklärung ist die Forderung nach einer vollständigen Digitalisierung von Planungs- und Genehmigungsverfahren. Derzeit bindet die Bürokratie laut VBI-Präsident Jörg Thiele personelle Ressourcen in Ingenieurbüros, die an anderer Stelle – etwa bei der Projektplanung – fehlen. Nur mit einem digitalen „Bauturbo“ könne das volle Potenzial der Branche ausgeschöpft werden.
Sechs Forderungen für eine Bauwende
Die Erklärung umfasst sechs zentrale Punkte:
- Langfristige Finanzierung der Infrastruktur
- Beschleunigung des Wohnungsbaus und Umsetzung der EH55-Förderung
- Straffung von Planungs- und Genehmigungsverfahren
- Digitalisierung und Staatsmodernisierung
- Fachkräftesicherung und Novellierung der HOAI
- Faire Vergabeverfahren und kostendeckende Honorare
Dabei betonen die Verbände, dass auch die öffentliche Hand eine Vorbildfunktion übernehmen müsse – etwa durch eine faire Anwendung der HOAI ohne Abschläge bei öffentlichen Ausschreibungen.
Summit als Branchentreffpunkt
Der Ingenieur Summit 2025 findet am 5. Juni auf dem EUREF-Campus in Berlin statt. Rund 300 Teilnehmende aus Politik, Planung und Bauwirtschaft wollen dort diskutieren, wie eine zukunftsfähige Baupolitik aussehen kann. Bundesingenieurkammer und VBI sehen den Gipfel als wichtigen Impulsgeber für notwendige Reformen.