Hannover – Die Pläne, den Nordwesten Niedersachsens zur Modellregion „Net Zero Valley“ zu entwickeln, stoßen beim NABU Niedersachsen auf Kritik. Der Naturschutzverband fordert, dass Umwelt- und Naturschutzbelange von Anfang an eine zentrale Rolle in den Planungen spielen. Hintergrund ist eine EU-Verordnung, die Genehmigungsverfahren für klimarelevante Technologien wie Windkraft und Photovoltaik beschleunigen soll.

Klimaschutz darf nicht auf Kosten der Natur gehen

Die Initiative, Treibhausgasemissionen bis 2050 europaweit auf Netto-Null zu senken, zielt auf eine zukunftsfähige Energieversorgung. Der Nordwesten Niedersachsens – darunter die Landkreise Leer, Aurich, Emsland, Cuxhaven, Friesland sowie die Städte Emden, Wilhelmshaven und Oldenburg, plant sich als „Net Zero Valley“ zu bewerben. Der NABU Niedersachsen unterstützt zwar grundsätzlich das Ziel der Energiewende, warnt jedoch vor möglichen Zielkonflikten mit dem Natur- und Artenschutz.

Nutzung versiegelter Flächen gefordert

Prof. Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen, macht deutlich: „Der Aufbau einer klimafreundlichen Infrastruktur darf nicht zulasten unserer letzten natürlichen CO₂-Speicher gehen.“ Wälder und Moore seien essenziell für Klima- und Artenschutz und dürften nicht gerodet oder entwässert werden.

Stattdessen fordert der NABU, vorrangig bereits versiegelte Flächen, Industriebrachen oder andere vorbelastete Standorte zu nutzen – ein Prinzip, das auch in der zugrunde liegenden EU-Verordnung verankert ist. Bereits in der Bewerbungsphase müssten besonders wertvolle Naturflächen als ungeeignet für entsprechende Technologien gekennzeichnet werden.

Schnellere Genehmigungen durch gute Daten

Ein weiterer Aspekt: Um Genehmigungsprozesse tatsächlich zu beschleunigen, sollten Projektträger frühzeitig fundierte ökologische Daten vorlegen. Nur so seien naturverträgliche und rechtssichere Entscheidungen möglich, so Buschmann.

Weitere Informationen zur EU-Verordnung bietet die offizielle Website der Europäischen Kommission.