Überfüllte Altstädte, lange Warteschlangen vor Sehenswürdigkeiten und steigende Preise vor Ort – das Thema Overtourism ist nicht neu, gewinnt aber weiter an Relevanz. Die Quality Travel Alliance (QTA), Europas größte Reisebüro-Kooperationsallianz, hat in einer aktuellen Umfrage unter 240 Reisebüroprofis nachgefragt, wie stark Overtourism das Buchungsverhalten ihrer Kundinnen und Kunden beeinflusst – und welche Rolle er in der Beratung spielt.
Bewusstsein ja – Einfluss begrenzt
Ein Viertel der Befragten sieht bereits einen spürbaren Einfluss von Overtourism auf die Zielwahl. Die Mehrheit der Kunden priorisiert aber weiterhin klassische Kriterien wie Preis und Klima. Nur acht Prozent der Reiseberater berichten von bewussten Buchungsänderungen zugunsten weniger besuchter Ziele. Immerhin: Fast die Hälfte verzeichnet vereinzelte Fälle.
Doch der Trend könnte sich verstärken: Über 40 Prozent der Befragten erwarten, dass Overtourism künftig bei bestimmten Zielgruppen, etwa umwelt- oder sozialbewussten Reisenden, eine größere Rolle spielen wird.
Verantwortung durch Beratung
„Es geht nicht um moralischen Zeigefinger, sondern um bewusste Information“, erklärt QTA-Sprecher Thomas Bösl. Reisebüros könnten Reisenden helfen, Alternativen zu überfüllten Hotspots zu entdecken und nachhaltiger zu planen – etwa durch Hinweise auf saisonale Reisezeiten, zeitlich gestaffelte Tickets oder Besucherlimits.
Politik und Branche gemeinsam gefragt
Ein weiterer Fokus der Debatte liegt auf der sozialen Verträglichkeit des Tourismus: Wohnraum in Hotspots wie Palma oder Barcelona wird durch Ferienvermietung knapper. Bösl fordert mehr politische Regulierung – aber auch Anreize, damit Einheimische vom Tourismus profitieren, etwa durch günstigere Eintrittspreise oder verbesserte Infrastruktur.
Die QTA macht sich stark für einen Tourismus, der allen nutzt – Einheimischen wie Gästen. „Tourismus ist Teil der Lösung“, so Bösl. „Er schafft Arbeitsplätze, fördert Wohlstand und kann im Einklang mit Mensch und Umwelt funktionieren – wenn wir ihn gemeinsam weiterdenken.“