Lingen – In der aktuellen Folge des Podcasts „Friedensreiter“ spricht Bundespräsident a.D. Christian Wulff über gesellschaftlichen Zusammenhalt, den Wert der Demokratie und neue Wege der Verständigung. Die Episode, eine Kooperation zwischen dem Ludwig-Windthorst-Haus in Lingen und dem Institut für Theologie und Frieden (ithf) in Hamburg, ist ein eindringlicher Appell an die Zivilgesellschaft, Demokratie aktiv zu leben.
Demokratie braucht Beteiligung
„Demokratie lebt vom Mitmachen – nicht vom Zuschauen“, betont Wulff gleich zu Beginn des Gesprächs. Mit Blick auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg schlägt er den Bogen zur Gegenwart: Der gesellschaftliche Konsens, der lange als unerschütterlich galt, sei heute in Gefahr. Gerade deshalb brauche es eine neue Streitkultur – eine, die von Respekt und Perspektivwechsel geprägt ist.
Perspektiven-Echo statt Polarisierung
Ein zentrales Element des Gesprächs ist das von Wulff vorgestellte Konzept des „Perspektiven-Echos“. Gemeint ist damit eine neue Form des Zuhörens, die Debatten nicht spaltet, sondern bereichert. Ziel sei es, gegenseitiges Verständnis zu fördern – auch bei unterschiedlichen Meinungen.
Persönlich und politisch
Neben politischen Themen wird das Gespräch auch persönlich: Wulff reflektiert offen über seine Zeit nach dem Rücktritt und betont, wie wichtig es sei, Niederlagen als Chance zu begreifen. Deutlich warnt er zudem vor einer Verrohung der Sprache im öffentlichen Raum: „Wer Menschen sprachlich entmenschlicht, bereitet Taten den Boden.“
Integration als gemeinsame Aufgabe
Auch das Thema Integration spielt eine zentrale Rolle. Wulff erinnert daran, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist – Zugehörigkeit dürfe keine Einbahnstraße sein. Begegnung und gegenseitige Anerkennung seien entscheidend für ein gelingendes Miteinander.
Friedensdienst im Kleinen
Der Podcast knüpft thematisch an die historischen Friedensverhandlungen des Westfälischen Friedens an. Die Hosts Pfarrer Dr. Jochen Reidegeld und Marcel Speker suchen im Gespräch mit ihren Gästen nach friedensfördernden Impulsen für heute. Interreligiöser Dialog, so Wulff, sei dabei ein wichtiger Baustein.