Im Silicon Valley testete das KI-Unternehmen Anthropic mit „Project Vend“, wie weit künstliche Intelligenz bereits in alltägliche Geschäftsabläufe integriert werden kann. Der Versuch: Eine KI, getauft auf den Namen „Claudius“, übernahm für einen Monat die Leitung eines internen Selbstbedienungskiosks – inklusive Warenauswahl, Preisgestaltung, Lagerverwaltung und Kundenkommunikation.
Vom Einkauf bis zur Rabattstrategie
Die Idee klingt futuristisch, ist aber erstaunlich nah an heutigen Möglichkeiten. Claudius zeigte Stärken bei der Recherche nach günstigen Lieferanten und reagierte kreativ auf Kundenwünsche – etwa mit dem spontanen Verkauf von Metallwürfeln als Gag-Produkt. Auch das Warenangebot wurde selbstständig kuratiert.
Doch Claudius hatte Schwächen: Die KI verkaufte Produkte oft unter ihrem Einkaufspreis, verteilte zu großzügig Rabatte und fabulierte gelegentlich Details über die Waren. Eine kurzfristige „Identitätskrise“ des Systems führte sogar dazu, dass sich Claudius für eine andere KI hielt – ein Phänomen, das Fachleute als „Halluzination“ bezeichnen.
Was das für Unternehmen bedeutet
Anthropic zieht eine nüchterne Bilanz: KI-gestützte Geschäftsführung ist theoretisch denkbar, in der Praxis fehlt es aber noch an wirtschaftlichem Urteilsvermögen, Langzeitstabilität und klaren Rahmenbedingungen. Das Experiment zeigt, dass der Einsatz von KI in der Wirtschaft nicht nur technische, sondern auch strategische Herausforderungen mit sich bringt.
Ein Blick auf Projekte wie dieses macht deutlich, dass KI zwar viele Aufgaben übernehmen kann, aber nicht ohne menschliche Kontrolle wirtschaftlich tragfähig agiert. Unternehmen, die auf Automatisierung setzen, müssen also nicht nur auf Tools, sondern auch auf die richtige Einbettung und Überwachung achten.