Berlin – Der aktuelle Vorschlag der EU-Kommission zum neuen Klimaziel für das Jahr 2040 stößt bei Wirtschafts- und Branchenverbänden auf gemischte Reaktionen. Während die Zielsetzung von 90 Prozent weniger Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 grundsätzlich befürwortet wird, mahnen Experten praktikable Rahmenbedingungen und klare Standards an.
Branchen mit differenzierten Einschätzungen
Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), lobt den klaren Zeitplan der Kommission und die damit verbundene Planungssicherheit für Investitionen. Gleichzeitig fordert sie jedoch strikte Standards für die geplante Anrechnung internationaler Klimaschutzprojekte ab 2036: „Greenwashing muss von Anfang an verhindert werden.“
Auch der Verband der Automobilindustrie (VDA) betont die Notwendigkeit einer wirtschaftlich tragbaren Klimapolitik. Präsidentin Hildegard Müller warnt: „Regulierung allein ist noch keine Politik.“ Ohne massive Investitionen in Infrastruktur – etwa für Wasserstoff und alternative Kraftstoffe – seien die Ziele nicht erreichbar.
Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) kritisiert die Zielhöhe als unrealistisch. Achim Dercks, stellvertretender Hauptgeschäftsführer, sagt: „Schon das 2030er-Ziel wird voraussichtlich verfehlt. Noch ehrgeizigere Pläne für 2040 würden die Wirtschaft überfordern.“
Appell an politische Verantwortung
Einigkeit besteht unter den Verbänden hinsichtlich der Rolle der Politik. Die EU müsse neben Zielvorgaben auch verlässliche Umsetzungsbedingungen schaffen – von Bürokratieabbau über Technologieoffenheit bis hin zu langfristigen Energiepartnerschaften.