Berlin. Die jüngste Grundsatzvereinbarung im transatlantischen Zollkonflikt sorgt in der deutschen Wirtschaft für vorläufige Entspannung. Wie Helena Melnikov, Hauptgeschäftsführerin der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), betont, sei eine Eskalation im Handelsstreit mit den USA zunächst abgewendet – für viele Unternehmen ein dringend benötigter Aufschub.
Trotz der Einigung bleibt die Lage angespannt. Melnikov warnt, dass der erzielte Deal auch seinen Preis habe – insbesondere für die deutsche und europäische Wirtschaft. Viele Details zur Umsetzung seien noch unklar, etwa bei den geplanten Energieimporten und Investitionszusagen. Unternehmen bräuchten in erster Linie Verlässlichkeit, sowohl in der Zollpolitik als auch bei wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.
Aus Sicht der DIHK ist die Vereinbarung nur ein erster Schritt. Nun müsse weiter an einem umfassenden, fairen Handelsabkommen gearbeitet werden. Gleichzeitig fordert Melnikov von Bundesregierung und EU-Kommission klare Konsequenzen: mehr Tempo bei Verhandlungen, wettbewerbsfähige Standortbedingungen und der Ausbau globaler Freihandelsbeziehungen.
Besonderes Augenmerk legt die DIHK auf Märkte außerhalb der EU. Fast 90 Prozent der deutschen Exporte gingen in andere Weltregionen, betont Melnikov. Das Handelsabkommen mit dem Mercosur-Staatenbund müsse endlich ratifiziert, die Gespräche mit Indien, Indonesien und Australien konsequent fortgeführt werden. Für eine exportstarke Volkswirtschaft wie Deutschland sei der Zugang zu offenen Märkten entscheidend – neue Hürden würden dagegen nur schaden.